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Wirtschaftsfaktor mit Millionenumsätzen

Der nachfolgende Artikel von Gudrun Janicke (dpa) erschien in verschiedenen deutschen Zeitungen, u.a. in den Potsdamer Neuesten Nachrichten und in der Münsterlandzeitung.

Brandenburg ist Paradies für Pferdeliebhaber

Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde. Selbst wem das zu hochgestochen ist, muss zugeben: Die Reittiere sind in Brandenburg mittlerweile ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Sie bringen Millionenumsätze. Dass Brandenburg bei Pferdebesitzern beliebt ist, hat Gründe.

Potsdam. Auf Camargue-Pferden durch die Uckermark, mit dem Kremser unterwegs im Havelland oder erste Reitversuche auf dem Pony in der Prignitz: Die noch junge Pferdebranche hat sich in Brandenburg zu einem wichtigen Arbeitgeber gemausert. Wurden zu DDR-Zeiten nur wenige Pferde für den Freizeitsport gehalten, sind es heute in der Region Berlin-Brandenburg etwa 45 000; es gibt gut 50 verschiedene Rassen. Rund 12 000 Menschen verdienen in dem Sektor ihren Lebensunterhalt.
Nach Angaben des Verbandes pro agro zur Förderung des ländlichen Raumes wird mit Pferden zwischen Elbe und Oder ein Jahresumsatz von etwa rund 200 Millionen Euro erzielt. „Die Tiere brauchen Unterstellmöglichkeiten, Futter oder Betreuung“, sagt Ralf Ruhnau, Chef des Arbeitskreises Pferdehöfe bei dem Verband. Pferdeliebhaber wollen zudem bei ihren Ausflügen aufs Land versorgt werden, benötigen selbst Kleidung und für die Tiere Sattel- und Zaumzeug.

Unendlich viel Weg durch liberales Waldgesetz
Für die Dörfer sind die mittlerweile einigen hundert Pferdehöfe im Land zu einer wichtigen zusätzlichen Einkommensquelle geworden. „Brandenburg hat sich zu einem richtigen Paradies für Pferdeliebhaber entwickelt“, sagt Ruhnau, der selbst in der Uckermark einen Hof betreibt. Es gebe einen großen Vorteil, der Reiter auch aus anderen Bundesländern anlocke: „Das Brandenburger Waldgesetz ist sehr liberal.“ So dürfe überall dort in den Wäldern geritten werden – auch in Privatforsten -, wo es zweispurige Waldwege gebe. „Wir haben unendlich viel Weg“, stellt der Verbandsexperte fest.

Brandenburg hat eine lange Tradition als Pferdeland. In Neustadt/Dosse (Ostprignitz-Ruppin) entstand vor 225 Jahren das „Sanssouci der Pferde“. Preußenkönig Friedrich Wilhelm II. (1744-1797) wollte für seine Rösser nur das Beste. Heute ist dort das Brandenburgische Haupt- und Landgestüt beheimatet. Es verdient sein Geld unter anderem mit dem Verkauf dort gezüchteter Pferde.

Pferdesteuer könnte Pferdetourismus schädigen
Landesweit gibt es für Reiter und ihre Familien je nach Interesse die unterschiedlichsten Angebote. Kinder können erste Kontakte mit einem Pony knüpfen und übernehmen auch ein Stück Verantwortung für die Tiere; Ältere lernen reiten oder eine Kutsche oder einen Kremser führen; Familien verbringen Ferien auf dem Reiterhof oder erleben die märkische Natur bei geruhsamen Fahrten. Auch zu Therapiezwecken werden Vierbeiner gehalten. Neu sind GPS-geführte Touren durch die Mark.


„Die Menschen haben Spaß am Reiten und an den Erlebnissen in der freien Natur, sagt Nina Binder, Brandenburger Landesvorsitzende der Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer. Es gebe immer wieder Diskussionen in den Kommunen über die Einführung einer Pferdesteuer, um Geld in die Haushaltskassen zu spülen. Das allerdings würde den Pferdetourismus schädigen, warnen Fachleute. Nach Berechnungen des Verbandes pro agro gingen im Fall einer Steuer zwischen 2500 und 6000 Arbeitsplätze verloren. Obendrein fehlten dann Ausbildungsplätze.
Nicht immer bleibt das Miteinander von Pferdeliebhabern und ihren Mitmenschen konfliktfrei. Aber: „Wenn sich Pferd und Reiter ordentlich verhalten, vor allem die Reitwege einhalten, sollte es keine Probleme geben“, sagt Monika Gordes, stellvertretende Geschäftsführerin des Brandenburger Städte- und Gemeindebundes. „Rücksicht und Entgegenkommen müssen selbstverständlich sein“, betont auch Freizeitreiterin Binder und nennt ein Beispiel: „Pferdeäppel dürfen auf öffentlichen Straßen nicht liegenbleiben.“ Dafür müssten die Reiter schnell selbst sorgen.
Von Gudrun Janicke, dpa