HistorieReitrecht

Stellungnahme Fernwanderreitweg

Leserbrief zu „Freie Bahn für Ross, Reiter und Gespanne“

Wie die Regionalpresse voller Stolz berichtet, wurde mit imensem finanziellen Aufwand ein traumhafter Fernreitweg durch die Uckermark „gebaut“. Leider sind da wiedereinmal Potemkinsche Dörfer errichtet worden, weitgehend auf dem Papier, denn was sich in der Presse liest, wie eine Traumstrecke für Pferd und Reiter, entspricht leider nicht der Wirklichkeit. Wie die Realität aussieht, könnt Ihr in Hilkes Leserbrief nachlesen.

Das klingt zu schön, um wahr zu sein:  mit der Menge Fördermittel und dem  gewaltigen Einsatz an Arbeitszeit und Personal, der über mehrere Jahre für die Realisierung des uckermärker Abschnitt des Fernwanderreit- und Kutschweges Berlin-Usedom aufgebracht wurde, müsste ja wirklich ein tolles Stück touristischer Infrastruktur entstanden sein. Leider weit gefehlt. Der größte Teil des Fernwanderreit- und Kutschweges führt über öffentliche Strassen und Wege, die man sich als erholungssuchender Naturfreund zu Pferde mit dem Autoverkehr teilen muss, noch dazu auf Asphalt, Spurplatten oder 
Kopfsteinpflaster, wo man als Tierfreund nur absteigen und führen kann, will man die Gesundheit der Beine seines Pferdes nicht gefährden. Aus Reitersicht geizt die Uckermark leider sehr mit ihren Reizen. Warum ??  Wir hätten hier alles, was ein Wanderreiterherz höher schlagen lässt: wunderschöne dünn besiedelte Landschaft, reichlich naturbelassene Wege durch Feld und Wald, gastfreundliche Quartiere für Pferd & Mensch. Ein Schildbürgerstreich, einen Reit- und Kutschweg mit Spurplatten zu versehen, über die sich nur die Autofahrer freuen, statt den viel besser geeigneten Naturboden zu belassen. Ein Trauerspiel, mit öffentlichen Geldern einen touristischen Weg zu schaffen, der den kleinsten gemeinsamen Nenner von Gemeinden, Biosphäre, UNB, Amt für Forstwirtschaft darstellt, statt Einheimischen und Gästen stolz die schönste Route zu präsentieren. Zumal Reiter und Gespannfahrer im Unterschied zu Wanderern und Radfahrern nicht von den ihnen zugewiesenen Wegen abweichen dürfen, da ihnen dann ein Bussgeld droht.

Wer glaubt, mit solchen Alibiprojekten zahlungskräftige Gäste in die Region zu holen, irrt. Sollten sich Reiter und Gespannfahrer im Wettbewerb der Urlaub-mit-Pferd-Regionen (Altmark, Lüneburger Heide, Eifel, Polen) für die Uckermark entscheiden, wird sich ihnen Brandenburgs schlechtes Image unter Pferdefreunden leider bestätigen. Hier wurde sozusagen das Pferd von hinten aufgezäumt:  statt die Spielräume der (viel zu restriktiven !) landesgesetzlichen Regelungen auszunutzen und ein funktionierendes kleinmaschiges Reitwegenetz zu schaffen, an dessen Rande sich Pferdehöfe und touristische Betriebe entwickeln können, wurde völlig am Bedarf vorbei „von oben“ ein großteils unbrauchbarer Weg verordnet. Bleibt zu hoffen, dass alle Beteiligten den Fernwanderreit- und Kutschweg nur als ersten Schritt auf dem Weg zum Wirtschaftsfaktor Pferd betrachten und die Einsicht wächst, dass Reiter und Gespannfahrer keine gewaltigen Fördermittel brauchen, sondern nur das „ja und amen“ zum Mitbenutzen der sowieso vorhandenen Feld- und Waldwege.

Hilke Patzwall
Vereinigung der Freizeitreiter in Deutschland e.V. (VFD)
Landesverband Berlin-Brandenburg