Pressemitteilung zur Änderung Naturschutz- und Waldgesetz
„Wirtschaftsfaktor Pferd“ soll endlich von Fesseln befreit werden Verbände befürwortet Neufassungen Naturschutzgesetz und Waldgesetz
Jahrelang haben MLUR, Landtag, externe Fachleute und die Brandenburger Pferdeverbände Kompromissvorschläge diskutiert, nachdem die Volksinitiative „für ein pferdefreundliches Landeswaldgesetz“ im Jahr 2000 dem Landtag über 30.000 Unterschriften überreicht hatte.
Nun ist es soweit: Die vorliegenden Referentenentwürfe für Naturschutz- und Waldgesetz drücken die wichtigsten Erkenntnisse dieser Diskussion aus:
Der Wirtschaftsfaktor Pferd boomt bundesweit. Besonders für Brandenburg birgt er riesiges Potenzial. Schon heute profitiert die Landwirtschaft: Die ca. 30.000 brandenburgischen Pferde fressen jährlich 100.000 Tonnen Heu, Stroh, Hafer und Gerste. Die Pferdebranche setzt in Brandenburg über 200 Millionen EUR um — ohne besondere Förderung. 10.000 Arbeitsplätze hängen in Brandenburg von Pferden ab.
Brandenburg hat alles, um „Pferdeland Nr. 1“ in Deutschland zu werden, vor allem die „legendären“ – weil huffreundlichen – märkischen Sandböden und weitläufige abwechslungsreiche Landschaft. Pferdehaltung, Zucht, Sport und vor allem der Tourismus rund ums Pferd können noch viel mehr als bisher zum Einkommen für die ländlichen Regionen beitragen.
Dazu braucht es jedoch Bewegungsfreiheit für Reiter und Kutschen. Die Ausweisung eines „Reitwegenetzes“ ist 12 Jahre lang kläglich gescheitert. Sie hat unnötigen Verwaltungsaufwand und hohe Kosten verursacht. Brandenburg hat durch die zur Zeit geltende restriktive Reitregelung einen enormen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Bundesländern. Die Angleichung (Liberalisierung !) an z.B. unsere Nachbarn Sachsen-Anhalt und Niedersachen wird höchste Zeit.
Der Vergleich zwischen den Kilometern ausgewiesener Wege für das Radfahren und Reiten hinkt gewaltig: während die Wege-Markierungen für Radler und Wanderer touristischen Charakter haben und sinnvollerweise Einheimischen und Gästen die besonderen Höhepunkte unseres schönen Landes zeigen wollen, dürfen Reiter bisher ausschließlich ausgewiesene Reitwege benutzten – Abweichen bei Ordnungsstrafe verboten. Dass die meisten der vermeintlich „5.000 Kilometer Reitwege“ in Qualität und Quantität insbesondere aus touristischer Sicht am Bedarf der Reiter vorbeigehen, hat auch dieLandesregierung jetzt eingesehen.
Die Landesregierung hat dies erkannt und gibt in des GesetzesentwürfenReitern und Gespannen ein Mitbenutzungsrecht für zweispurige Wirtschaftswege in Feld und Wald, sofern diese nicht ausdrücklich gesperrt werden. Das Reitverbot für schmale Pfade bleibt bestehen.
Konflikte mit anderen Erholungssuchenden (bspw. Wanderer und Radfahrer) sind in der Praxis seltene Ausnahmefälle an wenigen neuralgischen Punkten, meist im Berliner „Speckgürtel. Die zwei Sorgen von Radlern und Wanderern (Aufwühlung des Bodens durch Pferdespuren und gegenseitige Gefährdung beim einander Begegnen) sind nur für besonders stark frequentierte Wege berechtigt. Hier bieten die Gesetzesentwürfe ausreichend Spielraum für Landeigentümer, Naturschutzbehörden und Forst, diese Wege für Reiter und Kutschen dauerhaft zu sperren.
Im weitaus größeren Teil Brandenburgs ist jedoch insgesamt so wenig Erholungsverkehr auf den Feld- und Waldwegen, dass Konflikte nicht vorkommen.
Zweispurige Wirtschaftswege sind breit genug für Land- und Forstwirtschaft mit ihren schweren Maschinen. Dass hier unmotorisierte Erholungssuchende in Konflikt geraten, ist nicht zu befürchten. “ ? 1 der Straßenverkehrsordnung“ – gegenseitige Rücksichtnahme – und das gemeinsame Naturerlebnis stehen im Vordergrund bei Begegnungen draußen.
Bisher sind Reiter von der gesetzlichen Regelung stark benachteiligt, da sie auf wenige, häufig unattraktive Wege gezwungen werden. Mit der vorliegenden Neuregelung wird diese Ungleichbehandlung endlich beseitigt.
Im Landessportbund haben sich Wander- und Pferdeverbände auf eine gemeinsame Formulierung zur Vermeindung von Konflikten geeinigt. Radfahrer mögen genau die tiefsandigen Wege nicht, die für das Reiten am schönsten und am besten geeignet sind. Qualitativ hochwertige Radwege für den Radtourismus sollen laut ADFC möglichst asphaltiert sein. Damit sind sie für Pferdebeine untauglich, für das Reiten unattraktiv – kein Reiter wird freiwillig diese Wege benutzen, wenn er andere Wege zur Auswahl hat sind.
Kein anderes Bundesland verbietet gesetzlich das Reiten auf markierten Wander- oder Radwegen. Ein grundsätzliches Reitverbot auf markierten Rad- und Wanderwegen in Brandenburg ist daher ungerechtfertigt und unnötig.
Brandenburg ist groß genug für Wanderer, Radler UND Reiter. Es ist also keine Frage, ob es Rad-, Wander- ODER Reittourismus will. Brandenburg braucht dringend ALLE Touristen, vor allem solche, die sich umweltfreundlich unmotorisiert fortbewegen ! Diese Erkenntnis sollte sich auch derLandestourismusverband stärker zu eigen machen.
Da Reiten und Gespannfahren nur auf Wirtschaftswegen gestattet ist, bestehenaus Naturschutzsicht keine Bedenken dagegen. In keinem Fall ist es jedoch strenger zu reglementieren als Wandern oder Radfahren.
Die Erfahrungen der täglichen Praxis bestätigen, dass Wildtiere durch Pferde weniger beunruhigt werden als durch Menschen. Der starke Eigengeruch des Pflanzenfressers und Fluchttieres Pferd überdeckt den des Menschen. Bis vor weinigen Jahrzehnten wurde sogar zu Pferde gejagd.
Die Hälfte der über 17.000 Mitglieder der Pferdebände sind Jugendliche. Vor allem Mädchen und junge Frauen „auf dem Dorf“ finden in den gut 400 Reit- und Fahrvereinen eine naturverbundene und gesellige Freizeitbeschäftigung mit dem Pferd. Umwelterziehung und korrektes Verhalten in Feld und Wald sind wichtiger Bestandteil in Ausbildung und Prüfung z.B. zum Reiterpass, dem „Pferdeführerschein“.
Hilke Patzwall
Vizepräsidentin Landesverband Pferdesport
Vorsitzende VFD Landesverband Berlin-Brandenburg
Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (FN)
Landesverband Pferdesport Berlin-Brandenburg e.V.
www.LPBB.de
Vereinigung der Freizeitreiter- und Fahrer in Deutschland e.V. (VFD)
Landesverband Berlin-Brandenburg e.V.
www.VFDnet.de