RitteRückblick

Auf dem Gestütsweg von Neustadt (Dosse) nach Redefin

Von Anette Husmann

Ein Wanderritt durch die Prignitz

Es fing damit an, dass meine Freundin Helga mich im Frühjahr im Büro anrief: „Anette, schau mal unter www.gestuetsweg.de! Da können wir langreiten!“ Wir wollten nämlich diesen Sommer auch wieder einen kleinen Wanderritt machen, aber nicht wie im letzten Jahr mit (bezahltem) Wanderrittführer, sondern am liebsten selbstorganisiert. Dazu muß man allerdings wissen, wo man gut reiten kann und dieses Problem schien nun gelöst: Der Gestütsweg verbindet mit 170 km die beiden traditionsreichen Landgestüte Neustadt (Dosse) in Brandenburg und Redefin in Mecklenburg und führt laut Internetseite durch „wunderschöne, abwechslungsreiche Landschaft“. Also ließen wir uns die Karte zuschicken und kündigten uns an zwei der empfohlenen Wanderreitstationen zum Übernachten bzw. Essen an.

An einem Wochenende Anfang September gings los: Morgens um sieben Uhr die Pferde aufgeladen und ab nach Neustadt. Um halb 11 saßen wir im Sattel und trabten fröhlich den Gestütsweg lang in Richtung Westen.

Vor dem Start. V.l.n.r.: Antje mit Bastian, 
Helga mit Briosa, Arabella (Anette macht das Foto), 
Silke mit Ars vivendi sowie Bonnie im Vordergrund

Der Weg führte tatsächlich durch wunderschöne und abwechslungsreiche Landschaft, obwohl wir nur etwa die ersten 45 km abgeritten sind. Für den Anfang waren uns zwei Tage mit je 20 km genug, zumal wir an beiden Tagen auch noch die Fahrt hin bzw. zurück zu bewältigen hatten. Für uns und unsere Freizeitpferde war die Strecke auch ausreichend. Da ich Sorge hatte, dass wir den Weg nicht finden und uns verreiten und da die zugeschickte Karte vom Gestütsweg sehr dürftig war, hatte ich mir im Vorfeld eine topographische Freizeitkarte der Region besorgt. Den Weg zu finden war letzlich kein Problem, da er ausgezeichnet ausgeschildert ist. Trotzdem war ich froh um die Karte, da der Weg völlig anders verlief, als in der Gestütwegkarte beschrieben – man hatte die Wegführung in der Vergangenheit mehrmals geändert, aber die Karten leider nicht angepaßt.

So kam es auch, dass wir am ersten Tag bereits nach 3 Stunden an unserem Ziel in Lohm ankamen…. zwei Schlenker auf der Karte hatte man einfach abgekürzt. Egal, wir sind dann einfach noch einen Kringel geritten. 
In Lohm fanden wir Unterkunft bei Simone Köhn auf „The Outlaw Ranch“. Der erste Eindruck – alles etwas heruntergekommen und keinesfalls einer Ranch ähnlich – täuschte: 21 gepflegte Apaloosas, darunter haufenweise Fohlen, eine Horde Katzen und Enten, saubere und gemütliche Zimmer sowie eine freundliche Simone empfingen uns dort. Die Pferde wurden bestens und nach unseren Wünschen versorgt und wir selbst bekamen am Abend gebratene Ente – natürlich aus eigener Zucht – serviert! 

Übernachtung auf „The Outlaw Ranch“ bei Simone Köhn

Nach einem üppigen Frühstück gings weiter. Auch diesmal verlief der Weg völlig anders als auf der Karte, führte uns aber wieder über wunderschöne Wege: teilweise an Feldern entlang, teilweise über idylische Waldwege – selten trafen wir auf Menschen. Nur kurze Strecken führten an Staßen entlang, an denen es auch stets einen ausreichend breiten grünen Randstreifen gab, so dass wir mit unseren Barfußpferden keine Probleme hatten. Ab und zu durchquerten wir ein kleines Dorf, allesamt sehr gepflegt. 

Am Nachmittag erreichten wir den Storchenhof in Bendelin, die einzige Wanderreitstation, die gar kein Reiterhof ist… Den Pferden gefiels trotzdem und wir bekamen ein gutes Essen serviert. 

Am Abend mußten wir leider wieder nach Hause. Aber bei Frau Fuchs vom Storchenhof haben wir uns für das nächste Jahr schon zur Übernachtung angekündigt: von dort aus wollen wir dem Gestütsweg weiter folgen bis zur Plattenburg, auf der man angeblich auch übernachten kann. Und irgendwann wollen wir ja auch in Redefin ankommen….

Anette Husmann

Infos zum Gestütsweg im Internet: www.gestuetsweg.de
Bezugsquelle für topographische Karten: www.geobasis-bb.de Für die Strecke Neustadt – Bendelin eignet sich Karte Nr. 13 („Naturpark Westhavelland-Nord“)
Übernachtungsempfehlungen: „The Outlaw Ranch“ in Lohm und „Storchenhof“ in Bendelin, Adressen und Telefon auf der Gestütsweg-Karte

Die auf der Gestüstwegkarte verzeichneten Wanderreitstionen bieten allesamt einen Shuttle-Service für die Hänger: Für 15 € wird man zum Ausgangspunkt zurückgefahren und kann die Autos samt Hänger und Gepäck zum Tagesziel bringen. So hat man immer alles dabei und muß nicht im Kreis reiten oder Trossfahrer organisieren.

Was wir bezahlt haben: 
Übernachtung 15 € p.P
Warmes Essen 6 € p.P
Pferdeunterkunft 5 € p.P
Frühstück 3 € inkl. Lunchpaket p.P
Shuttle-Service 15 € pro Fahrt
Gestütswegkarte kostenlos
Topographische Karte 5 €