Beispiel „Pferdeland Niedersachsen“
25. Januar 2004
Anhörung Neufassung des Brandenburgischen Waldgesetzes vor dem Landtags-Ausschuss für Landwirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung
Ein Blick über den Tellerrand –
Gutes Beispiel Niedersachsen:
Der niedersächsische Landtag hat am 22.01.04 einstimmig (!!) einen Antrag der regierenden Fraktionen (CDU/FDP) beschlossen, in dem es um die „Weiterentwicklung des Pferdelandes Niedersachsen“ geht – siehe Anlage.
Der Landtag hat diesen Antrag in die Ausschüsse verwiesen und zwar in den Ausschuss für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Federführung) und zur Mitberatung in die Ausschüsse für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, für Inneres und Sport, für Wissenschaft und Kultur, für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit sowie für Haushalt und Finanzen.
Zum Vergleich: In Niedersachsen leben 170.000 Pferde (Brandenburg 30.000), 140.000 Menschen sind in einem Pferdesportverein organisiert (Brandenburg 16.000), das sind 1,7 Prozent der Bevölkerung !
Niedersachsen hat auch Sandböden (z.B. Lüneburger Heide) und viele Natur-Touristen. Niedersachsen hat doppelt so viele Einwohner pro Quadratkilometer wie Brandenburg…. Und trotz der viel höheren Dichte an Pferden, Reitern und nicht-reitenden Menschen beauftragt Niedersachsen nun sechs Ausschüsse mit der Weiterentwicklung der „Pferdebranche“.
Nur die wenigen Eckdaten zeigen doch eindrucksvoll, welches Entwicklungspotenzial (Arbeitsplätze etc.) Brandenburg hat, wenn es sich nicht mit behindernden gesetzlichen Rahmenbedingungen selbst im Weg stehen würde.
Die Liberalisierung der Reitregelungen im Brandenburgischen Naturschutz- und Waldgesetz wird höchste Zeit !
Niedersächsischer Landtag – 15. Wahlperiode | Drucksache 15/684 |
Antrag
Fraktion der CDU Fraktion der FDP |
Hannover, den 10.12.2003 |
Weiterentwicklung des Pferdelandes Niedersachsen
Der Landtag wolle beschließen:
Entschließung
Niedersachsen hat international die Marktführerschaft in der Zucht von Sportpferden erlangt, vor allem mit den beiden Zuchtgebieten Hannover und Oldenburg. Der Reitsport spielt eine bedeutende Rolle. Zudem besteht großes Potenzial hinsichtlich Tourismus mit dem Pferd.
Der Landtag bittet deshalb die Landesregierung, den Standort Niedersachsen als Pferdeland zustärken und weiter zu entwickeln; insbesondere ist zu prüfen,
- wie im Sinne der Nachhaltigkeit das in diesem Jahr begonnene Marketing für das „PferdelandNiedersachsen“ zukünftig fortgeführt werden kann unter noch stärkerer Einbindung der niedersächsischen Pferdezucht- und Sportorganisationen,
- wie der Faktor Pferd noch besser in die landwirtschaftliche einzelbetriebliche Beratung integriert werden kann; in entsprechend geeigneten naturnahen Regionen bietet darüber hinaus der Tourismus mit dem Pferd Chancen für die Landwirtschaft,
- wie die Forschung um das Pferd stärker als bisher unterstützt und die Tätigkeit bestehender Forschungsinstitute besser koordiniert werden kann,
- wie das Pferd als Therapiehilfsmittel stärker eingesetzt werden kann,
- welche Einsatzmöglichkeiten in den Schulen bestehen, um durch den Umgang mit Pferden das Sozialverhalten von auffälligen Schülern zu verbessern.
Begründung
Niedersachsen war schon immer ein Pferdeland, was nicht zuletzt durch das Wappen belegt wird.
Die Rassebegriffe „Hannoveraner“ und „Oldenburger“ sind Markenzeichen, die über die reitende Bevölkerung hinaus einen hohen Bekanntheitsgrad haben und zu erstklassigen Werbeträgern für das Land Niedersachsen geworden sind.
Bezüglich der Anzahl der Pferde gibt es keine verlässlichen Zahlen. Von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung wird die Gesamtzahl an Pferden in Deutschland auf über eine Million geschätzt. Aus früheren Pferdezählungen ging hervor, dass Niedersachsen daran einen Anteil von 17,4 % hat, was einer Zahl von ca. 174 000 entspricht.
Im Jahre 2003 wurde das Marketing für unser Bundesland unter das Motto „Pferdeland Niedersachsen“ gestellt. Von der Tourismus-Marketing Niedersachsen GmbH wurde auf Initiative des Niedersächsischen Wirtschaftsministeriums eine entsprechende erfolgreiche Marketinginitiative ins Leben gerufen.
Das Pferd hat mittlerweile eine enorme wirtschaftliche Bedeutung erhalten und schafft eine Menge Arbeitsplätze. In einer Marktanalyse zum Pferdesport in Deutschland der Deutschen Reiterlichen Vereinigung aus dem Jahre 2001 wurde festgestellt, dass 13,7 % der Gesamtbevölkerung in Deutschland ab 14 Jahren ein Interesse am Pferdesport hat. Die Zahl der Reiter wird darin auf 1,24 Millionen geschätzt, die der ehemaligen Pferdesportler auf 1,47 Millionen und die der potenziellen Pferdesportler auf 0,87 Millionen.
Es gibt verschiedene Schätzungen, die davon ausgehen, dass durch die Förderung der Pferdewirtschaft zahlreiche Arbeitsplätze entstehen. Der Gesamtumsatz rund um den Pferdesport wird bundesweit auf über fünf Milliarden Euro geschätzt.
Der Faktor Pferd soll stärker in die Entwicklung des ländlichen Raumes eingebunden werden. Niedersachsen ist ein Land mit großen Grünlandgebieten. Bei den landwirtschaftlichen Betrieben in diesen Gebieten schreitet der Strukturwandel weiter fort. Es gibt bereits viele Betriebe, die das Pferd als Einkommensalternative zum Milchvieh entdeckt haben, indem zum Beispiel Aufzucht und Pension von Pferden angeboten werden. Dies kann weiter unterstützt werden.
Auch der Reitsport hat in Niedersachsen einen hohen Stellenwert. In Niedersachsen gibt es über 1 000 Reit- und Fahrvereine mit mehr als 130 000 Mitgliedern. Die sportliche Betätigung mit dem Pferd ist zu einer wichtigen Freizeitbeschäftigung geworden. In Expertenkreisen besteht daher Einigkeit darüber, dass das Reiterland Niedersachsen auf Grund der hervorragenden Potenziale im Pferdesport und Reittourismus großes und erfolgversprechendes Entwicklungspotenzial aufweist.
In Niedersachsen gibt es zudem eine Reihe von Forschungsinstituten (z. B. Tierärztliche Hochschule Hannover, Universität Göttingen, FAL Braunschweig, FAL Mariensee), die sich mit dem Pferd beschäftigen und die sowohl national als auch international einen hervorragenden Ruf haben. Die Tätigkeit dieser Institute kann noch besser koordiniert werden, sowohl untereinander als auch hinsichtlich der Verzahnung mit der Praxis.
Das Pferd hat auch als Therapiehilfsmittel für die Medizin, Pädagogik und Psychologie in Niedersachsen eine große und noch weiter steigende Bedeutung. In den vorhandenen Einrichtungen ist ein erhebliches Know-how enthalten. Auch für körperbehinderte Menschen dient das therapeutische Reiten dazu, diese an den Breiten- und sogar Leistungssport heranzuführen und ein positives Lebensgefühl durch Integration zu vermitteln.
Im ganzen Land zeigen Kinder in den Schulen ein auffälliges Sozialverhalten. In Zusammenarbeit mit örtlichen Reitvereinen lässt sich dieses Verhalten verbessern durch den Umgang mit dem „Partner“ Pferd. Arbeit und Umgang mit speziell ausgebildeten Pferden erleichtern Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen den Umgang mit Ängsten und Frustrationen. Es wird Vertrauen aufgebaut, was zu mehr Selbstwertgefühl und einer angemessenen Selbsteinschätzung führt. Die Konzentrationsfähigkeit der Betroffenen wird geschult und verbessert. Derlei positive Effekte werden sowohl durch den Umgang mit dem Pferd als auch durch das Erleben in der Gruppe erreicht. Teilnehmer lernen den Umgang mit Antipathien und Aggressionen ebenso wie kooperatives Verhalten.
Für die Fraktion der CDU David McAllister Fraktionsvorsitzender |
Für die Fraktion der FDP Dr. Philipp Rösler Fraktionsvorsitzender |
(Ausgegeben am 07.01.2004)