JHVRückblick

Bericht der Vorsitzenden über das Jahr 2003

zur JHV am 26.03.2004 in Alt Ruppin / Zermützel

  • Für mich: vergangenes Jahr das aufregendste und anstrengendste – aber auch erfolgreichste (wenn  ?s bis zum 01. April 2004 gelten darf… ).
  • Es zeigt sich, dass wir ein spitzen Team im Vorstand und „erweiterten Vorstand“ (lose definiert als alle, die mitmachen wollen) sind, Arbeit gut auf mehrere Schultern verteilen können und vor allem: in allen Bereichen immer souveräner, effizienter und professioneller werden.
  • Für mich persönlich hier ganz besonders wichtig: Außenwirkung, Öffentlichkeitsarbeit, „Politik“.
  • Ein wunderbarer Erfolg in diesem Sinne: Umweltpreis des Kuratoriums Sport und Natur e.V. für die „Naturpark Reitroute Hoher Fläming“ (7.500€) ! 1. Wanderreiten und 2. in Brandenburg wird damit bundesweit bekannt als naturverträglicher Tourismus.
    Dank an Kerstin Wöbbecke & Bernd für die Bearbeitung !
  • Schönstes Resultat unserer Arbeit hoffentlich: Liberalisierung des Brandenburgischen Waldgesetzes und Naturschutzgesetzes.
    • Referentenentwürfe auch schon bei der JHV 2003, damals fast allgemeiner Konsens für Liberalisierung
    • Doch das war offenbar nur die Ruhe vor dem Sturm: seit im Herbst 2003 die Referentenentwürfe vom Kabinett (alle Minister Brandenburgs) gebilligt wurden und zu Abstimmung in den Landtag gegeben wurden, brach ein Sturm der Entrüstung gegen die Gestattung des Reitens und Gespannfahrens auf Feld- und Waldwegen los.
    • Insbesondere von Wandervereinen und ADFC, die das für uns völlig abwegige Image des „elitären arroganten rücksichtslosen Herrenreiters“ äußerst geschickt und mit beängstigender Resonanz in den Medien für polemische Stimmungsmache benutzt haben.
    • Für uns völlig unerwartete Hilfe erhielten sie vom Landestourismusverband – und zwar von deren Geschäftsführer, der anders als der Vorsitzende Gunter Fritsch – der gleichzeitig der Landtags-SPD vorsitzt – u.a. lautstark die Meinung vertrat, dass sämtliche Wanderwege fürs Reiten tabu bleiben müssten.
    • Dass ihr Mitglieder das ebenfalls mit großer Sorge verfolgt habt, merkte ich an den x Zeitungsartikeln auf meinem Fax, besorgten Anrufen mit einer Mischung von Hilflosigkeit und Wut.
    • Wir beratschlagten, ob und wie wir reagieren sollten – ignorieren und auf die Vernunft der Landtagsabgeordneten vertrauen, oder massive Öffentlichkeitsarbeit dagegensetzen. Letzteres ist aber gar nicht so einfach – man muss ja erst mal von den Medien gehört werden…

      Immerhin gab es Anfang 2004 einen sehr gelungenen RBB-Beitrag in Brandenburg Aktuell, in dem Sabine Zuckmantel mit der richtigen Mischung aus Humor, Pferdeverstand und Diplomatie ein sehr schönes Bild vom Wander- / Freizeit- / Geländereiten zeichnete. Vielen Dank dafür, Sabine !!

    • Letztlich entschieden wir uns in Absprache mit unseren „vertrauten“ MdLs für wenige gezielte Pressemitteilungen, die auch häufig gedruckt wurden, und persönliche Gespräch mit den Landtagsfraktionen (außer DVU).
    • Außerdem gab es einen Aufruf an alle Kreisreiterverbände und Pferdehöfe in der Reiten & Zucht, sich direkt schriftlich an die MdLs in ihren Wahlkreisen zu wenden, was auch einige Male geschehen ist.
    • Der ALUR führte zu beiden Gesetzen öffentliche Anhörungen durch. Ich durfte die gemeinsame Stellungnahme von VFD und LBPP – dessen Vizepräsidentin ich ja bin – vortragen. Endlich wusste ich, wofür ich diese ganzen Rhetorikkurse gemacht hatte ! Ich hatte ein muckmäuschenstilles Publikum und einige Anerkennung hinterher von Abgeordneten und Zuschauern und glaube, dass die Anhörungen einen wichtigen Durchbruch in der Meinung der Ausschussmitglieder zu unseren Gunsten waren.
    • Man soll ja nicht schadenfroh sein – aber es war doch amüsant und eine Genugtuung, zu erleben, wie sich die sonst immer so blendend auftretenden Redner des Waldbesitzerverbands und des ADFC rhetorisch und inhaltlich miserabel präsentierten…
  • Und nun stehen die Referentenentwürfe in leicht überarbeiteter Form am 31.03.04 vor dem gesamten Landtag zur Abstimmung:
    • Das Reiten und Gespannfahren soll auf allen „zweispurigen Wirtschaftswegen“ im Wald und in der freien Landschaft gestattet werden.
    • Reitverbote können durch Sperrungen ausgesprochen werden, wenn Erholungssuchende in Konflikte geraten oder Schäden am Weg entstehen.
    • Neu in den Entwürfen sind 2 Ermächtigungen für den zuständigen Minister, Rechtsverordnungen zum Procedere bei Wegesperrungen und zur Einführung einer Reitabgabe zu erlassen.
  • HOFFEN wir, dass die MdLs den Entwürfen ohne Änderung zustimmen !!!
  • In Kraft treten die Gesetze dann mit Veröffentlichung im Amtlichen Gesetzblatt – vermutlich 1.5.04 oder 01.06.04.
  • WICHTIG: Gehen wir alle VERANTWORTUNGSVOLL mit unserer neuen Freiheit um ! Besonders wir VFDler müssen mit gutem Beispiel vorangehen, Rücksicht auf alle anderen Nutzer der Wege nehmen und Politikern, zuständigen Behörden (auch für Sperrungen !) und der Öffentlichkeit zeigen, dass die Liberalisierung des Reitrechts für Brandenburg die richtige Entscheidung war.
    Es wäre fatal, wenn sich die Kritiker und Skeptiker durch wenige mit Sicherheit in der Presse gleich aufgebauschte Konfliktfälle bestätigt sehen würden. Bringt euch konstruktiv ein, wenn bei euch vor Ort Wege gesperrt werden sollen. Prüft selbstkritisch, ob ein Reitverbot dort vielleicht tatsächlich sinnvoll ist. Wenn Wege dann gesperrt sind – respektiert das Reitverbot dort !!! Wir haben mit den neuen Gesetzen genügend andere Wege zur Verfügung.
  • Ich möchte ausdrücklich betonen, dass dieser riesige Erfolg für ?s Reiten und Gespannfahren in Brandenburg nur durch 3 Dinge möglich war:
    • Einen langen Atem: FÜNF Jahre nach der Volksinitiative, x Rückschläge in der Diskussion, Gegenwind von vielen Seiten. Ich habe auf jeden Fall dabei gelernt: Durchhalten. Immer ein Stück klüger argumentieren als die anderen. Gelassenheit.
    • Saubere, sachliche, zuverlässige, konstruktive, aber hartnäckige Überzeugung der wichtigen Personen (die man erst mal rausfinden muss – wer weiß schon als Laie, wer in der Politik welche Fäden zieht…): Abteilungsleiter und Referenten mehr als den Minister, Ausschussmitglieder mehr als die Fraktionsspitzen, Sportler mehr als deren Verbände, Medien mehr als „das Volk“.
    • Und vor allem: TEAMARBEIT. Nur in der engen, schnellen, offenen Abstimmung mit Babs, Jürgen Lange (Geschäftsführer LPBB), Horst Knuth („Sonderbeauftragter“ des LPBB-Präsidiums) und Gerlinde Hoffmann (FN Warendorf) und dem gemeinsamen Pool an Erfahrungen, Intuition und Kontakten sind die Gesetzesänderungen zeitlich und inhaltlich zu schaffen gewesen.

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Die Arbeit wird uns dennoch nicht ausgehen:

  • „Reitwegen“ im touristischen Sinne: ausgeschilderten und vernetzte Reitrouten, die man allein reiten oder als geführten Ritt buchen kann => Wirtschaftsfaktor Pferd.
  • Reitrecht in Schutzgebieten ?
  • Neue Möglichkeiten mit Leben füllen – VFD-Naturparkritte, andere geführte Wanderritte, Zusammenarbeit mit LAGS, Naturschutzverbänden, anderen Sportverbänden.

Das wird meine Arbeit für die VFD in diesem Jahr. Dann – bei der JHV 2005 – werde ich hoffentlich ein positives Resumee ziehen können…. dann habe ich meinen Beitrag zu unserer gemeinsamen Sache geleistet. Dann werde ich wieder selbst REITEN statt argumentieren….. denn dann werde ich nicht wieder als Vorsitzende kandidieren.

Hilke Patzwall