RitteRückblick

Jahresritt am Gutshof Langerwisch

Von Nina Binder

Der Juni/Juli 2006 wird als Rekordsommer in die Geschichte eingehen, soviel steht fest. Während jedoch viele Menschen nur Anlass zum Klagen hatten über die siebenwöchige Hitzewelle, kamen Wanderreiter voll auf ihre Kosten. Die Gewässer in Brandenburg waren schnell aufgewärmt, so dass jeder Ausritt von einer Badepause zu Pferde gekrönt werden konnte.


So auch beim traditionellen Sommerritt, der jährlich vom Gutshof Langerwisch ausgerichtet wird. Start und Ziel ist wie immer die große Reitanlage von Karin und Martin Bildt im Süden Berlins, gelegen zwischen Saarmund und Michendorf. Die von Birgit Groth, Landesvorsitzende der VFD für Berlin-Brandenburg, extra ausgearbeitete Strecke führte 13 Reiter und einen begleitenden Fahrradfahrer 40 km durch die ausgedehnten Wälder von Caputh, Ferch, Neuseddin und Beelitz und auf dem Rückweg in die abwechselnd offene und waldbestandene Gegend um Schlunkendorf, Stücken und Wildenburg. Aufgrund der anhaltenden Hitze haben die Reiter von außerhalb weitgehend abgesagt; das Horse&Bike&Dog-Team aus Magdeburg ließ sich jedoch nicht entmutigen und reiste dennoch an. Der Ritt stand dann auch unter einem guten Stern, denn in der Nacht vor dem Start fiel endlich ausgiebiger Regen und befestigte die sandigen Wege. Am Samstag also genießen Reiter und Pferde die abgekühlte Waldluft und staubfreie Böden. Die erste Wasserpause am Lienewitzsee wird zum Tränken genutzt; im Neuseddiner Teufelssee wird gebadet und schließlich können die Pferde kurz vorm Mittagsstopp ihre Beine noch im Beelitzer Kiessee kühlen. 

Das Picknick war so umfangreich und einladend, dass einige Reiter auf dem Rückritt an Magenproblemen litten. Trotzdem sei dem Bewirtungsteam an dieser Stelle noch einmal herzlich für die liebevolle Zubereitung des Buffets gedankt. Kurz vor dem Ziel überrascht dann noch ein heftiger Gewitterguss die Gruppe, so dass das Pferdeabspritzen entfällt. Am abendlichen Lagerfeuer tauschen sich die Teilnehmer über ihre Erlebnisse aus. Die Rittführerin Birgit Groth hat tagsüber ausgiebig fotografiert und zeigt bereits wenige Stunden später ihre Foto-Show auf dem Laptop während des Abendessens unter freiem Himmel.

Am Sonntag wird mit Spannung die Vorstellung des Trail-Parcours erwartet, den Klaus Werzinger, Ausbilder am Gutshof Langerwisch, alljährlich mit neuen Schikanen ausstattet. 24 Reiter-Pferd-Paare versuchen ihr Glück oder beweisen ihr Können, zum Teil auch in der Führklasse. Dabei stellt sich gleich das erste Hindernis als kaum fehlerfrei überwindbar dar: Das Mikado-Stangenquadrat, welches zweimal diagonal und unberührt zu überqueren ist. Nummer zwei ist ein Stangen-U mit einer Querstange, die im Schenkelweichen zu überwinden war. Wer jetzt schon verschwitzt ist, hält sich gern eine Weile unter dem nächsten Hindernis auf: ein Torbogen, umwickelt mit einem Poren-Gartenschlauch, aus dem tausend kalte Wasserfontänen spritzen. Diesen soll man durchreiten, aber nicht ohne vorher einen schreigelben Schirm aufgespannt und ihn hinterher wieder in die Ablage gesteckt zu haben. Sodann sind Gatter zu öffnen, Gräben zu durchreiten und Reifengassen zu passieren. Zwischendurch soll der Reiter sein Pferd auf einer Wiese abstellen, ohne dass es am Gras knabbern darf – hier zeigt sich, wer sein Reittier gut erzogen und auch „ferngesteuert“ im Griff hat. Die Aufgabenstellung war sehr wohlwollend – es herrscht kein Zwang zur Eile, jeder darf in Ruhe probieren. Zwei Gangarten-Prüfungen rahmten das Turnier ein: zu Beginn muss eine bestimmte Strecke im schnellstmöglichen Schritt absolviert werden – wer antrabt, wird hier disqualifiziert. Am Ende wird die bekannte Abschluss-Übung – langsamster Galopp – von Klaus Werzinger variiert, indem diesmal der schnellste Galopp mit einer Volte um einen Pylon auf der Rennstrecke gefragt ist. An jeder Aufgabe vergibt ein Richter seine Note für Ausführung und Stil, so dass am Ende aller Durchgänge noch eine Stunde gerechnet werden muss, bis der Sieger und die weiteren neun Platzierten feststehen. Da stellt sich dann heraus, dass zwei Reiterinnen punktgleich den ersten Platz belegen, und zwar Nina Binder auf Effendi, und die Tierärztin Barbara Lorenz auf ihrer Stute Lusi. Da Babs die Bahnübungen, den Parcours und auch die Rennstrecke ohne Sattel und angemessene reitsportliche Bekleidung (ja, sie ritt tatsächlich im Bikini) bewältigte, bekam sie einen herzlichen Sonderapplaus.