Bis zu den Nüstern im Wasser — VFD-Wanderritt Märkische Schweiz
Von Erik Heinrich
Wir nehmen die Seitenstraße über Prädikow, mit wunderschönem Feldsteinpflaster; aber mein armes Pferd auf dem Hänger sieht vermutlich aus, wie auf einem verwackelten Foto. Da ich am Schildchen „VFD-Wanderritt“, mit Hinweispfeil unter dem Ortsschild „Ihlow“ angebracht, vorbeirappel, bekomme ich auf dem kleinen Umweg um den Dorfweiher ein hübsches Eingangsbild serviert: Mädchen, nackt und dicklich wie kleine Putten, planschen einträchtig mit Gänsen am Ufer. Auf der anderen Seite vom Teich stolziert ein Schwanenpaar mit fünf Jungschwänen.
Halb versteckt hinter dem Idyll steht der alte Gutshof im Junckerstil.
Ostmäßig renoviert, also grau, aber noch sehr rüstig steht das Gemäuer von 1775 in einem leicht verwilderten Park mit einer traumhaften Blutbuche, auf die man von der einladenden Terrasse blickt, sowie auf das Zelt- und Pferdelager, das sich im Schatten erstreckt. Nette Helfer beim Abladen und Paddock-Bau sind schnell gefunden, liebe alte Bekannte ebenfalls.
Ähnlich mit einfachen Mitteln erhalten, aber gut in Schuss wie das Gebäude der Betreiber, ein gewisser Grundmann, der 60 Betten in schlichten Zimmern verwaltet und behauptet, dass seine Gäste mit notorischer Boshaftigkeit immer wieder zu ihm zurück kehrten. In einem Seitenteil des Gebäudes, so berichtet er, hätte sich die Gruppe Stauffenberg am 6. Juli 1944 getroffen, um das Attentat auf Hitler abzusprechen. Hausherr hier war einer der Ableger der in der Mark weit verbreiteten Bredow-Familie, die nach dem Krieg von hier vertrieben wurde. Zwei Damen aus der adligen Familie gäbe es noch, sagt Grundmann, beide in ihren Neunzigern; Sophie und Hildegard lebten in Berlin. Die „Mädels“, so Grundmann, seien ihm und seinem Gasthaus-Projekt wohl gesonnen. Zu DDR-Zeiten barg der Guts-Kasten Gemeindehaus, KiTa, Konsum, LPG-Küche und Gaststätte.
Am langen Tisch auf der Terrasse Abendessen, Rittbesprechung mit Gruppeneinteilung und erstes gegenseitiges Beriechen. Dazu obligatorisch Bratwurst, Bier (sogar Flens’ am Haus, aber auch Portugiesischer Roter) und geringfügig peinliche Selbstvorstellungen; später Lagerfeuer, Mond und so. Die Nacht mit Buchenblättersäuseln wäre herrlich schummrig gewesen, hätte nicht der feurige Don Juan aus Andalusien, in hormoneller Unkenntnis darüber, dass er seit Wochen kein Hengst mehr war, die ganze Nacht gebrüllt.
Zum Frühstück gab es außer Kaffee und frischen Brötchen die kalten Rest-Bratwürste vom Abend, British Style so to say; eine Teilnehmerin griff zu! (Keine Namen!) Dann reiten vier Gruppen á etwa acht ReiterInnen ab. Es geht zunächst in Anbetracht der Hitze ziemlich gemütlich vorwärts. Eine Gruppe galoppierte sogar kein einziges Mal am ersten Tag. Bei Gott, dass die überhaupt am Etappenziel ankamen!
Wir reiten auf wunderschönen Waldwegen ein gutes Stück aus dem Naturpark heraus; Mischwälder, Schatten und Sonne im raschen Wechsel, dazwischen Brachwiesen, die herrlich blühen, Falter und man fühlt sich zwischendurch selber schmetterlingsgleich leicht. Es geht den Fuchsberg verschlungenen Pfades hinauf und hinunter. Unsere Rittführerin, Marion, reitet in einen beschilderten Reitweg hinein und ist kurz darauf bis zum Lederhut verschwunden, weil es eine unter hohem Kraut verborgene Böschung tief hinab geht. Zwei Pferde keilen zwischendurch aus, weil es zu eng wird, das Monika’sche Schienenbein wird getroffen und zunächst blau und in den folgenden Tagen immer farbenprächtiger. Aber zum Glück bleibt das, vorweg gesagt, in den sechs Tagen der einzige Reitunfall, was eine sehr schöne Bilanz ist. (Hoffentlich kann Monika das auch finden.)
Der Höhepunkt des ersten Tages: Das Bad im Ihlandsee, eine dieser in der ganzen Umgebung verstreuten Waldperlen. Einige Reiter und Pferde verschwinden nackt und bis zu den Ohren im klaren Wasser. Meine Stute, mit Wasser noch nicht vertraut, traut sich immerhin bis zum Bauch hinein, platscht und planscht und amüsiert sich kindlich. Ich mich auch! Danach mag sie ein Sandbad am Strand, ich kann mich gerade noch aus dem Sattel retten und die Stute vor dem Wälzen wieder hoch scheuchen.
Am Nachmittag, nach über 40 Kilometern, kehren wir auf der „Kermer-Ranch“ ein. Stute scheut vor dem Totempfahl. Die Ranch ist das „Baby“ von „Joe“ Kermer, einem lang- und grauhaarigen Indianer mit leichtem sächsischen Akzent. Er und seine große Familie haben sich hier den Lebenstraum wahr gemacht, dass jeder Kermer ein Pferd hat und alle zusammen einen Saloon und was sonst noch für Wild-Westomanen dazu gehört. Es gibt den berühmt-berüchtigten Bohnen-Feuertopf; dazu den Blick auf die gehissten Stars and Stripes und über abend-goldrote Weizenfelder, der die Illusion nährt, sich irgendwo im mittleren Westen zu befinden. Nach einer deutlich ruhigeren Nacht und dem unvermeidlichen Besuch auf dem Dixie-Klo (ja, auch Unbill soll nicht verschwiegen, aber an dieser Stelle auch nicht vertieft werden) gibt es ein Sahne-Sonnen-Frühstück und wir verabschieden uns von unseren sympathischen Gastgebern. Schließlich müssen wir heute, am zweiten Tag, fast bis Laramie, genauer gesagt, ca. 35 Kilometer zum Ewaldhof in Ruhlsdorf reiten.
An den Waldrändern entlang, lang, lang geht es über Wiesen und dann lang, lang Trab und Galopp über wunderbare Waldwege – ein Segen im Schatten zu reiten bei 32 Grad im selbigen. Kurz hinter der Wesendahler Mühle steht unvermittelt ein Faun im Wald, geschnitzt aus einem Eichenstamm. Die Anwesenheit von Elfen und Trollen im Gesträuch lässt sich erahnen. Mützen und Handys gehen beim Galopp verloren, finden sich zum Teil und zum Glück wieder ein. Zur Mittagsrast an der Postbruchhütte werden wir unter einer Kastanie köstlich beköstigt, die Pferde ruhen in Paddocks, die von den Tross-Leuten dankenswerter Weise gebaut wurden.
Eine Nachmittagsbegegnung der sonderbaren Art haben wir in Wilkendorf, dem schön heraus geputzten und renovierten Wilkendorf: In einem ganz aus Holz erstellten Anwesen, zu groß für eine Villa, zu klein für ein Schloss, in einem kleinen Palast also, haust der Künstler Wolfgang Stübner inmitten seiner skurrilen Holzskulpturen. Der imposante, rübezahleske Waldgeist lädt uns zu einem Rundritt durch seinen Figurengarten ein – fabelhaft!
Danach führt eine etwas schleppende, lange Schrittpassage, aber immerhin zwischen herrlichen, Schatten spendenden Weghecken, in das hübsche „Bergdörfchen“ Ruhlsdorf, wo uns Familie Ewald auf ihrem Hof eine noch üppig bewachsene Weide für die Pferde reserviert hat. Die müden Tiere tauchen dankbar ins Gras ab. Die müden Reiter freuen sich über Dusche, Gegrilltes und preiswerte Getränke.
Bei der abendlichen Rittbesprechung stellen die Rittführer die neue Gruppeneinteilung vor, die dem Tempo und Naturell von Pferden und Reitern besser gerecht werden soll – was sich in den kommenden Tagen bestätigt. Der Abend bringt Dynamik in die Gruppe – eine Reiterin hat Schwierigkeiten, ihr Pferd zu beherrschen (der eigensinnige und wohl auch etwas unerzogene Bursche hat seine eigenen Ansichten darüber, an welchem Platz der Gruppe er geht und wann und wie er sich durchparieren lassen möchte) und kommt ins Visier der Gruppe – es wird diskutiert, Anwälte und Gegenanwälte treten auf, kurzum, das Soziotop gerät in Wallung, die Gruppe brodelt, alle mischen mit; es ist herrlich Mensch zu sein! Alles löst sich später zunächst in Bier und Wein, und schließlich in Wohlgefallen auf.
Der dritte Tag beginnt leider mit etwas steinigen Wegen, zum Trost gibt es an der Bergschäferei einen Obstmosterei-Betrieb, der uns mit Apfel-, Quitten- und Holunderblütensaft erquickt, köstlich! Es folgen Wege an Waldrändern und durch Wiesen, ein wunderbarer langer Galopp löst alle etwaigen Verspannungen bei Pferden und Reitern auf. Unvermittelt tut sich vor uns weit das Rote Luch auf, eine Ebene, die an englische Parklandschaften erinnert. Birken, Weiden, wir reiten über abgemähte, duftende Heuwiesen. Das Moor, das wegen der roten Erde, vielleicht auch wegen blutiger Schlachten Rotes Luch heißt, ist die Wasserscheide zwischen zur Ost- und zur Nordsee fließenden Gewässern.
Unser „Picknickmann“, Jürgen Eisenreich, hat unser Mittagsmahl vor malerischem Hintergrund aufgebaut. Die Suppe schmeckt trotz über 32 Grad, der feine Obstsalat erfrischt. Später tanken wir Schatten im Wald, naschen nebenbei von den köstlichen wilden Himbeeren und tauchen kurz vor der Abendstation wieder in einen wunderbaren See.
Die abendliche Stimmung nach dem anstrengenden dritten Tag ist etwas gereizt. Das erste Kennenlernen mündet in eine Phase von Abgrenzungen. Nicht jeder redet gut über jeden. An der „Raufe“, sprich dem Buffet, kommt es zu Gedrängel, kleineren Übergriffen. Eine Reiterin kommt spät, findet keine Suppe und vermeintlich auch kein Brot mehr vor, es fallen auch ein paar unschöne Worte. Gewitterstimmung, es droht Lagerkoller. Doch bei einer kurzen, klärenden Rittbesprechung und beim Zusammensein am Trossfahrzeug, das „Die Bar zu letzten Hänger“ getauft wird, kehrt besinnlichere Stimmung, schließlich allgemeine Erschöpfung ein.
Ich freue mich, wie gut sich mein Pferd verhält und in die große Gruppe einfügt. Es ist erstaunlich und schön zu sehen, wie so ein „Herdenereignis“ die Pferde sozialisiert. Wie sie rivalisieren, aber auch harmonisieren. Beim Reiten und beim Futtern entsteht Konkurrenzdruck und Gedrängel; aber beim Zusammenstehen entsteht Kommunikation, neue Freundschaften werden geschlossen und mit Fellpflege besiegelt. Bei den Zweibeinern ist es ähnlich, zuweilen subtiler, aber manchmal auch genau so handfest.
Der vierte Tag bringt vormittags zwar viele Steine und Schotter, die den Beschlag der Vorderhufe rechtfertigen, aber dann auch weiche Waldwege und endlich auch mal einen Galopp zum Zügel schießen und die Pferde sich nach Herzenslust strecken lassen. Zur Mittagsrast kehren wir diesmal in der Fischzuchtanlage der Familie Leisegang ein. Frisch geräucherte Forellen, köstlich, mit Bier oder Wasser, dazu das Spiel der Wasserläufer auf – und der türkis funkelnden Prachtlibellen über dem klaren Fließ: Mahlzeit mit mal Zeit, sehr wohltuend!
Auch das deftige Abendessen an Terrassentischen im Innenhof bei Familie Senftleben in Pritzhagen kann sich sehen, bzw. schmecken lassen. Wir genießen die Vielfalt: Menschlich, landschaftlich, tierisch, kulinarisch. Pferdegespräche in gelöster Atmosphäre („Wie hieß noch mal dieser bekannte Springvererber aus Neustadt, es war irgendwas mit ‚L’?“) ziehen sich am Ende bis hinüber zur bereits etablierten „Bar zum letzten Hänger“. Wie scheinbar endlos viel man in den ersten ein, zwei Tagen erlebte, davon schier übervoll ist, und wie immer schneller die kommenden Tage vergehen, bis die Zeit gegen Ende zu rasen scheint und dann Wehmut heranschleicht (typisches Urlaubsphänomen). Und wie neue Ideen geboren und Pläne für weitere Ritte geschmiedet werden!
Aber zwei Tage haben wir noch! Da wir heute, am Freitag, einen Rundritt machen und zu unserem Camp zurückkehren werden, bleibt uns das tägliche Abbauen und Packen an diesem Morgen erspart und umso mehr Zeit, das Frühstück zu genießen. Muss ich extra erwähnen, dass das Frühstück ausgezeichnet war? Ich sollte: es war klasse! Es bleibt sogar noch ein besinnliches halbes Stündchen am Pritzhagener Dorfweiher. Die Seerosen blühen traumhaft, die Trauerweiden trauern was das Zeug hält. Fische, Frösche. Sinnen und Gedanken nachhängen über die wundersame Schöpfung. Zwei Froschaugen knapp über der Wasseroberfläche glotzen unentwegt hinüber. Wie, wann und warum wird der Frosch entscheiden, loszuschwimmen, aufzuspringen, oder nach einer Fliege zu schnappen? Der Frosch indes tut nichts von alledem, rührt sich nicht. Kein Stück. Will er Hechtfutter sein? Und was heißt überhaupt „will“? Ist es freier Wille, der ihn gehen oder bleiben lässt, und zwar dorthin, nicht dahin? Bewegen ihn Impulse von außen? Aber warum reagiert er auf die einen Impulse, auf andere nicht? Sucht er sich das aus? Nach welchen Kriterien? Hat er also doch einen freien Willen? Oder eine Art Zufallsgenerator? … Der Frosch bleibt, wir reiten los.
Noch einmal haben wir ein Bad, diesmal am Dolgensee, dem schönsten und romantischsten von allen, von tief hängenden Bäumen gerahmt, ein Schwanenpaar lässt sich treiben, der Einstieg ist seicht, das Wasser kühl und klar; allgemeines großes Gepruste und Geplansche. Noch einmal geht es danach über verwunschene Wege zwischen lauschigen Waldrändern und blühenden Wiesen. Ein Schmetterlingsballett begleitet uns; aus einem Schwarm Kohlweislinge, der wie lebendes Konfetti durch die Luft trudelt, erhebt sich ein Schwalbenschwanz – wie die Natur sich zu inszenieren weiß!
Mittagsrast auf dem Brennnesselhof (Urticahof), den Familie Büchsler bevölkert. Das hübsche Siedlerhaus ragt nicht etwa aus Brennnesseln, sondern steht in Staudenpracht und beinhaltet unter anderem die Filz- und Webwerkstatt der Hausherrin, aus der einige hübsche Stücke, unter anderem ein formidabler Hut, die Besitzerin wechseln. Das Essen ist auch hier schlicht, köstlich, reichhaltig. Leider fehlt allerdings der fantastische Apfelkuchen, von dem Teilnehmer des letzten Rittes im vergangenen Herbst wissen, wie gut er hier gemacht wird.
Das abendliche kalte und warme Buffett bei Senftlebens ist ein Feuerwerk! Die Rittbesprechung ist an diesem Abend eine Laudatio auf die Organisatoren Heike Müller und Christof Nickel, die ihren verdienten, lang anhaltenden Applaus entgegen nehmen. Danach spielt in der Scheune, untermalt von dem Prasseln und den Paukenschlägen eines apokalyptischen Gewittergusses, eine zwei-Mann-Countryband auf. Da zu ihrem Repertoire auch Klassiker von Cleardance Clearwater Revival und Johnny Cash gehören, sind nicht nur die Truckstop-Fans happy und alles schwoft ausgelassen, so dass alle Reiter gut gymnastiziert und gelöst in die Schlafsäcke kommen. Am hübschesten an diesem Abend ist eigentlich, dass sich alle Beteiligten rund um den Wanderritt wie im Abspann eines Filmes, oder wie am Ende einer Zirkusvorstellung, noch einmal ein Stelldichein geben: Eicke und die anderen vom Ewaldhof, Cowboy Atze von der Kermer Ranch, Familie Zander, die den Reitern und dem VFD seit je verbunden ist, René von der Naturparkverwaltung, der Picknickmann, u.v.a. (und viele andere).
Am letzten Morgen geht es behaglich zu; Zeit zu rekapitulieren. Erstaunlich, was man so alles auf einem Wanderritt lernt! Zum Beispiel, dass, was immer gerade fehlt, es immer eine nette Samantha oder Marén oder einen Christof gibt, der oder die das Nötige bereit hält, sei es Arnika-Tinktur gegen entzündete Insektenstiche, sei es eine Reserve-Satteldecke für einen empfindlichen Pferderücken, sei es Zinkpaste gegen Mauke; dass Firma Mayler interessante Gebisse herstellt; dass Pferde es lieben, Wasser aus Waldpfützen zu saufen und es ihnen auch gut bekommt; dass es Tiere gibt, die nicht mal die Fachmänner von der Naturparkwacht identifizieren können, wie diese Viech, dass einer zu plump geratenen Eidechse ähnelt, gelb mit dickem schwarzen Rückenstrich und rundem Kopf, womöglich eine bisher unentdeckte Molchart; dass es Mitreiter gibt, die einen ganzen Abend lang von ihrem Pferd erzählen können, ohne Luft zu holen; dass es Huffestiger-Lösung für Barfuß-Pferde gibt; dass auf manchen Strecken die Umwege das schönste Ziel sind; und vieles mehr.
Ein kleiner Rundritt heute, bei zurück gekehrtem Sonnenschein, auf zufriedenen und ausgeglichenen Pferden gibt vielen von uns das Gefühl, dass es jetzt noch gut und gerne eine Woche so weiter gehen könnte. En passant bewundern wir einige abgründige Schluchten und die imposante „Wurzelfichte“, bevor sich alle Gruppen auf dem höchsten Punkt der Märkischen Schweiz, dem immerhin 130 Höhenmeter messenden Krugberg sammeln. Von dort aus reiten wir in Pritzhagen zum Pferdetag ein, wo die über 30-köpfige VFD-Gruppe mit einem Pferdelot, so gemischt, dass es wie ein wandelnder Equiden-Zoo aussieht, ein schickes Bild abgibt. Eine unserer Mitreiterinnen, die Mezzo-Sopranistin Sylvia, Künstlername Sophie Charlin in ausladendem Biedermeierkleid und mit einem Hut, dessen Durchmesser eine Familien-Pizza schlägt, gibt vom Sattel aus ein umjubeltes Ständchen; der Kontrast zwischen ihrer Gesangskunst und dem sehr robusten Tinker, der sie trägt (und aus unerfindlichen Gründen mehrmals versucht, mit ihr das Weite zu suchen) ist durchaus reizvoll.
Ein paar Teilnehmer nutzen anschließend die Gelegenheit, ihre Pferde auf einem nahe gelegenen Stoppelacker noch einmal so richtig ausgreifen zu lassen. Dass die Pferde dies mit Lust und Freude tun – die Reiter auch -, gelte als Beweis dafür, wie gut ihnen der lange Wanderritt mental und konditionell getan hat.
P.S.: Alle Reiter haben die Woche unbeschadet und so gut wie unfallfrei überstanden (wie gesagt, am ersten Tag wurde leider ein Bein geprellt und zeigte sich im Verlauf der Woche in den schillerndsten Farbspielen, hielt die Reiterin aber nicht von ihrem Vergnügen ab); nur ein Pferd, das bereits bei der Voruntersuchung leicht lahmte, musste vorzeitig nach Hause fahren; zwei weitere Pferde konnten den Ritt mit Einschränkungen absolvieren. Von einem Reiter ist leider zu berichten, dass er sich womöglich tierschutzwidrig verhielt, indem er, eine offensichtliche Frohnatur, sein Pferd im Wald mit lautem Gesang vorantrieb.
Der Autor sieht es als erwiesen an, dass die Reitwanderung für alle ein wunderbares Abenteuer war, die meisten Mitreitreiter hält er für die kommenden Jahre für akut rückfallgefährdet.
Vom Autor ist soeben das Buch „Cascaya mein Traumpferd“ im Müller Rüschlikon Verlag erschienen; komische und besinnliche Episoden über den langen und spannenden Weg vom ersten Pferdekuss zum eigenen Traumpferd.