German Mustang Makeover
Von H.M. Pilartz
Ein paar sehr persönliche Gedanken zur Veranstaltung
Vor rd. 10 Jahren lernten wir in Kalifornien Nancy und Mike Kerson (http://www.mustangs4us.com/) kennen, die ehrenamtlich für das BLM tätig sind. Das Bureau of Land Management (BLM) ist eine U.S.-Bundesbehörde, die für das gewaltig große Regierungsland zuständig ist, die darauf lebenden Mustangs gehören mit dazu. Das BLM betreibt schon seit geraumer Zeit ein Adoptionsprogramm, die regelmäßig in umstrittenen Aktionen aus der Wildbahn heraus gefangenen Pferde können für einen vergleichsweise bescheidenen Preis von Privatpersonen adoptiert werden. Nancy und Mike helfen, wenn „Adopter“ mit ihrer Neuerwerbung nicht zurechtkommen. Sie besitzen seit vielen Jahren Mustangs, die sie selbst trainiert haben und problemlos als Freizeitpferde einsetzen.
Mit diesem Hintergrund hat uns der German Mustang Makeover in Aachen brennend interessiert.
Vom Ehepaar Silke und Michael Strussione wurde zunächst ein Mustang-Hengst importiert und nun wollten diese engagierten Pferdefreunde mehr für diese tollen Pferde tun, importierten daher 16 Mustang-Stuten, die einer entsprechenden Anzahl ausgewählter Trainer zur Verfügung gestellt wurden. Im Rahmen eines zweitägigen Events auf dem Gelände des CHIO in Aachen am 05. Und 06. August hatten diese Trainer die Möglichkeit, zu zeigen, was sie mit ihrem Mustang in 90 Tagen erreicht hatten. Ein solcher „Trainer Challenge“ findet in größerem Umfang seit Jahren in den U.S.A. statt, ebenfalls mit dem Ziel, der pferdebegeisterten Öffentlichkeit den Wert der Mustangs vor Augen zu führen.
Ein nach Deutschland importierter Mustang kostet seinen Käufer aufgrund der hohen Importkosten um die 10.000 Euro. Dafür bekommt man zumeist ein relativ kleines Pferdchen, die für den German Mustang Makeover importierten Stuten hatten zwischen 140 und 150 cm Stockmaß. Die Trainierbarkeit und damit die Einsatzmöglichkeiten von Mustangs variiert sehr stark, wie diesbezügliche Erfahrungen in den U.S.A. zeigen. Nur selten ist ein Mustang – auch nach guter und gründlicher Arbeit eines erfahrenen Trainers – ein Anfängerpferd.
Zur Veranstaltung: Wir waren zunächst völlig überrascht, dass sie mit rd. 5.000 Zuschauern nahezu ausverkauft war. Es muss die Mischung aus Tierschutz und Wildwest-Romantik gewesen sein, die viele Zuschauer anzog.
Bei den Vorführungen sprang sofort ins Auge, dass die männlichen Westerntrainer (Bernd Hackl, Ernst-Peter Frey, Erich Busch, Thomas Günther) erheblich mehr Probleme mit ihren Tieren hatten als die „Pony-Mädels“ Maja Hegge und Tanja Riedinger sowie die einzige weibliche Westerntrainerin Svea Kreinberg. Es ist immer sehr schwer, aus der Zuschauerperspektive zu erkennen, wer nun ein schwieriges, nerviges Tier zugeteilt bekam und wer bei der Zuteilung einfach riesig Glück hatte und ein braves, nervenstarkes Tier erhielt. Auffällig war aber, dass Svea Kreinberg m.E. als einzige Teilnehmerin sehr gut und feinfühlig ritt. Niemand sonst hatte so feine Zügelhände verbunden mit perfektem Timing…. Was den „Ponymädels“ an Reiterfahrung fehlte, machten sie mehr als wett durch spielerische Zirkuslektionen und augenscheinlich großes Vertrauen zu ihren Tieren. Auch die Parelli-Trainerin Silke Valentin war mit ihrem eher spielerischen Ansatz deutlich erfolgreicher als ihre männlichen Kollegen….
Aufgrund eines seltsamen Wertungsmodus – die letzte Prüfung wurde dreifach gewertet – landete Svea Kreinberg nur auf dem zweiten Platz, knapp hinter dem „Pony- Mädel“ Maja Hegge, die in der letzten Vorführung die Richter durch eine lange Schleppe aus rosa Luftballons hinter ihrem Mustang zu beeindrucken wusste. Dass die Zuschauer die herausragende reiterliche Leistung von Svea Kreinberg aber zu würdigen wussten, zeigte die Auktion, ihr Mustang erzielte den höchsten Preis.
Insgesamt war die ganze Veranstaltung emotional sehr aufgeladen, auch durch die etwas schmalzige Moderation von „Horseman“-Herausgeber Tom Büchel. Ob man den Mustangs damit einen Dienst erwiesen hatte? Ist das alles nur „Hype“? Ganz sicher nicht!
Aber nüchtern betrachtet: So sehr wir den zigtausend Mustangs in den „holding facilities“ des BLM ein gutes Zuhause wünschen, der German Mustang Makeover wird aufgrund der hohen Importkosten für diese Pferde nur wenig dazu beitragen können.
Was wir von Mustangs lernen können, ist aber, wie sehr sich eine Aufzucht in altersgemischten Herden auf ein ausgeglichenes Wesen eines Pferdes auswirkt, ob nun Mustang oder gut gezogenes Warmblut. Dies haben einige gute Trainer in Aachen eindrucksvoll demonstrieren können.
Bei anderen konnte man erleben, wie schnell sich kluge Pferde verweigern, wenn man auf einem wackeligen Fundament versucht, zu schnell zu viel in sie hinein zu trainieren….. wozu es allerdings keinen Mustang gebraucht hätte.
H.M. Pilartz
H.M. Pilartz machte seine ersten Reiterfahrungen im Franco-Spanien der 1960er Jahre während der Sommerferien. Mit Begeisterung lernte er von berittenen Rinderhirten. 1970 kam sein Vater als spätberufener Reiter auf das Quarterhorse und war Gründungsmitglied der Deutschen Quarterhorse Association. Ab 2003 wurde der Equidenbestand der Familie unter dem Einfluss seiner Frau Dagmar Rössel zunehmend langohriger. Heute halten die passionierten Wanderreiter und Fahrer Pferde, Maultiere und Großesel in der Hocheifel. Seit 22 Jahren beschlägt Hanno Pilartz selbst oder schneidet aus, wenn es ohne Hufschutz geht. Ab 2004 war er an der Entwicklung des Hybrid-Beschlags Duplo beteiligt. Erste Sättel baute er in der 1990er Jahren und hat seitdem große Freude an Lederarbeiten. Sein VFD-Engagement liegt neben Hufthemen vor allem im Bereich Fütterung und Tiergesundheit, dessen Grundlage