Zum Stettiner Haff
Von Hedy Rönz
Bilder: Ute Schüler
Auf den Berlin-Brandenburg-Seiten wird oft genug die hiesige Landschaft gerühmt. Doch auch nebenan ist es reizvoll, und gerade in Zeiten, wo das Land Mecklenburg-Vorpommern keine Gäste mehr sehen will, ja gar nicht mehr über die Grenze läßt, liest sich der Bericht von Hedy aus Langerwisch mit ganz anderen Augen. Glück gehabt – oder mit Weitsicht geplant haben diese beiden Cowgirls ihr Naturerlebnis im Nordosten der Republik. Aber lest selbst!
Hinaus aus dem Alltag, dem lauten und schnellen
Ein Jahr Vorfreude auf meinen ersten Reiterurlaub . Zum Stettiner Haff sollte es gehen, das Achterwasser von Usedom, 6 Tage, Anfang September 2019.
Wir, das sind Ute Schüler mit ihrem Wallach Farell und ich mit meiner Stute Anouk. Ute kehrte bereits vor zwei Jahren vom Urlaub am Haff zurück und ich hörte sie immer wieder schwärmen, wie schön es dort war.
Die alte gepflasterte Landstraße, gesäumt von ebenso betagten und schattenspendenden Linden, entschleunigte die letzten Kilometer unserer Anreise.
Es war wie ein Eintauchen in eine längst vergangene Zeit
Herzlich wurden wir auf dem „Fennhof“ in der Ückermünder Heide von Eva und Heiko Hafermalz bei schönstem Spätsommerwetter begrüßt. Nun stand der Einzug in unseren Wohnwagen an. Es war alles da, was Mensch so braucht. Unsere Vierbeiner fühlten sich im geräumigen Paddock mit bestem Heu gleich wohl. Ausgeruht in den stillen und sternenklaren Nächten, ging es nach einem guten Frühstück unter freiem Himmel täglich hinaus in die Wälder. Die Planung unserer Wege übernahm Ute, die Späherin, auf Indianerart. Sie hatte den Kompass im Bauch und ihre Erfahrung vom letzten Urlaub zu Pferd kam uns zugute.
Mich berührte die Stille in den polnischen Laubwäldern mit ihrer Wildheit, in deren Schatten Heidelbeerkraut sein Zuhause hat. Mannshohe üppig grüne Farne, sonnenbeglänzte Lichtungen, Seen mit wilden Ufern, ein Wacholdertal. Statt Menschen kreuzten Rehe unsere Wege, ein Wildschwein wunderte sich über den wohl seltenen Besuch in seinem Revier und auch Hirsche ließen sich blicken. Ich kam aus dem Staunen nicht raus.
Am Stettiner Haff weht eine ordentliche Brise, die uns vier nicht vom lustvollen Baden abhält. Sättel und Kleidung sind schnell abgelegt. Baden mit Pferd im Meer, welcher Pferdeliebhaber träumt nicht davon?
Wir durchqueren unter anderem das kleine Örtchen Rieth. Wunderschönes Fachwerk und bunte Bauerngärten erfreuen uns. In Altwarp am Hafen gab’s leckeren Fisch.
Viel zu schnell vergingen die Tage auf dem Rücken unserer Pferde und bei der Ruhezeit auf dem gemütlichen Hof von Eva und Heiko.
Mein Traum hat sich erfüllt. Nun bleibt auch mir die Sehnsucht nach einer Wiederkehr.