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Waldweidesymposium in Wandlitz, 9.-10. Februar 2015

Von Nina Binder

Am 09.-10. Februar 2015 fand in Wandlitz, Brandenburg das Waldweidesymposium  mit folgender inhaltlicher Ausrichtung statt:
„Synergien zwischen Naturschutz, Forstwirtschaft und Erholungsnutzung“ – ein deutschlandweiter Erfahrungsaustausch

Die meisten Biologen sind sich einig, dass unser Planet einmal ziemlich bewaldet war, und sich Pferde, Ur-Rinder und Rehe samt ihren Vorfahren die Wildnis geteilt haben. Sie waren keine Freßkonkurrenten, sondern lebten friedlich neben einander. Heute versucht man im Bereich des Naturschutzes, solche Gemeinschaften auf geeigneten Arealen wieder anzusiedeln. Diese Projekte werden wissenschaftlich begleitet und dabei das Verhalten der Tiere, ihr Gedeihen und ihre Fortpflanzung beobachtet. Oft findet man diese Form der Gebietsnutzung auf ehemaligen militärischen Sperrgebieten, von denen es im Westen und Osten Deutschlands sehr viele gibt.

Ganz in der Nähe, westlich von Berlin, kann man beispielsweise in der Döberitzer Heide Przewalski-Pferde sehen. Während sich in der Kernzone die Tiere völlig frei und die Wisente ohne Plastikohrmarken bewegen und vermehren können, ist letzteres bei den Przewalski-Pferden unerwünscht. Die Zucht und Rück-Zucht dieser Wildpferde wird von Zoologen überwacht und gesteuert

Auch in der ehemaligen  „Rieselfeldlandschaft Hobrechtsfelde“ (Foto 1) sind Wildpferde – Koniks – zusammen mit Hochland- und Heckrindern im Einsatz.

Das langfristige Projekt wird begleitet vom Institut für Landschaftsökologie u. Landnutzungsplanung der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Hier werden hochinteressante Beobachtungen des Freßverhaltens und der Wanderzüge der Pferde gemacht, beispielsweise anhand von Daten aus GPS-Sendern, die die Bewegungen, zurückgelegten Kilometer und Schlafplätze der Pferdeherde aufzeichnen. Durch das eingezäunte Schutzgebiet führen eigens markierte Reitwege (siehe Foto 2), die von Reitern der umliegenden Höfe genutzt werden.

Auch Kunst hat dort ihren Platz (Foto 3). Die Felder, Wälder und das Naturparkzentrum Barnim lohnen einen Besuch!

Während der Tagung wurde eine Auswahl von 5 Projekten aus ganz Deutschland vorgestellt, in denen das Wildpferd – neben Damwild, Wisent und Schaf – eine entscheidende Rolle in der Landschaftspflege spielt. Dies gibt Hoffnung, dass das Pferd – neben seinen vielen anderen Rollen in unserer Gesellschaft – auch auf diesem Gebiet in Zukunft eine wichtige Bedeutung haben wird. Aus den Forschungen ergeben sich neue Argumente Pro Pferd auch abseits seiner Funktion als Reit- und Fahrpferd oder Freizeitpartner. Gerade bei dem heiklen Thema Renaturierung ehemaliger militärischer Flächen und Wiedernutzung ehemaliger Klärflächen um die europäischen Großstädte herum gewinnt das Pferd durch die neu gewonnenen Erfahrungen an Bedeutung. Darüber hinaus stellt es seine Robustheit während der ganzjährigen Offenhaltung unter Beweis und seine Genügsamkeit beim Futterangebot.

Folgende Waldweideprojekte wurden vorgestellt und lohnen eine weitere Recherche im Internt:

  • Typische Biodiversität und Möglichkeiten der Wiederherstellung am Beispiel des Hutewaldes Reiherbachtal im Solling, Niedersächsische Landesforsten
  • Wildnisgroßprojekt Döberitzer Heide
  • Beweidungsprojekt Stadtwald Augsburg – Landschaftspflege mit Przewalskipferden, Rothirschen und Schafen
  • Naturschutzgroßprojekt Senne und Teutoburger Wald, Naturpark Teutoburger Wald / Eggegebirge
  • Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben Rieselfeldlandschaft Hobrechtsfelde, Förderverein Naturpark Barnim