ReitrechtWaldgesetz

Seit zehn Jahren freies Reiten in Wald und Feld in Brandenburg

Von Jutta Schroer

Am 21. April 2004 war es soweit: Der Landtag in Potsdam verabschiedete das neue, liberale Waldgesetz. Brandenburg konnte sich nun mit Recht „Pferdeland Brandenburg“ nennen. 
Der 1993 gegründete Landesverband Berlin-Brandenburg hatte die Novellierung des rigiden, von NRW übernommenen, Waldgesetzes der Ära Zimmermann/Platzek, in einem Durchmarsch geschafft!

Und hiermit begann unser öffentlicher Kampf:

Diese Resolution wurde von Minister Zimmermann am 24. Juni 1993 mit dem Hinweis beantwortet, daß „momentan das Reiten im Wald nur im Rahmen des §20 Abs. 3 des Waldgesetzes des Landes Brandenburg vom 17.06.1991 (GVBl. S. 213) erfolgen kann.“
Und er wünscht sich, daß ich persönlich und mein Verband mithelfen, „diese Reitregelung erfolgreich umzusetzen“.

Im Klartext bedeutete das: diskriminierende Erkennungsmarken, beidseitig gut sichtbar am Pferdekopf angebracht, zu tragen, und da des keine Reitwege gab, unsere Ausritte eben auf Straßen, öffentliche Wege und gegebenenfalls auf Brandstreifen zu beschränken!

Nicht mit uns! 

Wir widersetzten uns. Wir kauften keine Erkennungsmarken. Wir ritten in Wald und Flur. Manchmal wurden wir von Jägern mit der Waffe in der Hand bedroht. Aber wir ließen uns nicht einschüchtern. 

Es folgten zwei Reiterdemonstrationen unter dem Brandenburger Tor. 

Vom Ministerium kam die Einladung nach Potsdam zu einer Arbeitsgruppe „Reiten im Land Brandenburg“, wo lauter nichtreitende Mitarbeiter des MURL über Dinge redeten, von denen sie keinerlei Ahnung hatten. Ich war bis 2001 die einzige aktive Geländereiterin dort. Später verstärkten Roswitha Budde und Hilke Patzwall unsere Position. Letztere brachte dann die Idee der Volksinitiative ein, die mit einer Anhörung vor dem Parlament erfolgreich endete. 
Uns kam der Wechsel im zuständigen Ministeramt noch zu Hilfe. 

Dem neuen Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Raumordnung, Wolfgang Birthler, haben wir sicher einen Teil unseres Erfolges zu verdanken.
Seine Rede am 11. 12. 2003 zu dem Gesetzesentwurf der Landesregierung auf der 87. Sitzung des Landtages, mit dem Tenor weniger Staat, dürfte die Zustimmung der Abgeordneten zu dem damals vorliegenden Gesetzesentwurf bewirkt haben.
Ich denke, daß ich für alle Geländereiter im Land Brandenburg spreche, wenn ich Herrn Birthler dafür aus tiefstem Reiterherzen danke; und ich glaube auch, daß wir uns des Vertrauens, daß er in unser faires Verhalten anderen Erholungssuchenden gegenüber gesetzt hat, würdig erwiesen haben.

Wir begannen drei Monate nach der Gründung mit einer Reiterdemonstration vor dem Potsdamer Landtag, wo wir mit dem damaligen Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Edwin Zimmermann über die mißliche Lage der Reiter diskutieren konnten.