Pferde in den Ministergärten
Von Nina Binder
auch in der Bundeshauptstadt stehen sie im Mittelpunkt
… und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Wie gut, daß es am Potsdamer Platz in Berlin auch auch eine echte märkische Heide mit heimischen Kiefern gibt. Dort konnte das Pferd Lima der Rasse Paso Peruano, für das sein Besitzer Karl Decruppe – Leiter des Naturparks Hoher Fläming – einen Paddock im Garten der Landesvertretung Brandenburg aufgebaut hatte, sich fast zuhause fühlen und grasen. So geschehen am 13. Juni 2006, als die beiden Vertretungen der Bundesländer Mecklenburg- Vorpommern und Brandenburg den Tag des Pferdes feierten.
Sie sehen sich vorrangig als Pferdeländer, in denen die Zahl der Reitpferde und Gestüte seit 1990 beständig ansteigt. Hier weiß man das Pferd als Toursimusmagneten und Wirtschaftsfaktor zu schätzen. Immerhin sichern die 30.000 allein in Brandenburg erfaßten Großpferde bis zu 10.000 Arbeitsplätze, betont das Ministerium für Ländliche Entwicklung Umwelt und Verbraucherschutz Brandenburg in seiner Presseerklärung. Um den Informationsaustausch innerhalb der Pferdeszene zu fördern, fand an diesem Tag eine kleine Messe mit Züchtern und Vertretern von Reiterhöfen, Ritt-Veranstaltern und Landgütern statt. Die Gäste konnten sich ein Bild machen vom weitreichenden Angebot an Pferdeställen, Ferienhöfen, Postkutsch- und Kremserfahrten, wie auch von organisierten Wanderritten, die mittlerweile durch diverse Agenturen konzipiert und offeriert werden. Das Haupt- und Landgestüt Neustadt (Dosse) stellte sich vor, ebenso wie das Reitergymnasium. Für Geländereiter lag umfangreiches Kartenmaterial mit Reitwegenetzen aus. Beispielsweise auch der vom Tourismusverband Mecklenburg-Schwerin herausgegebene Prospekt über den 160 km langen Gestütsweg von Redefin nach Neustadt. Ein weiterer Messestand informierte über
Stutenmilch-Produkte. Auch die Speisen waren echt brandenburgisch: passend zur Saison und zur Sommerhitze gab es Sanddornsaft, frische Erdbeeren und Spargel. Letzterer stammte vom Vielfruchthof Domstiftsgut in Mötzow, das ausführlich über Spargelanbauweisen informierte.
Die Agrarminister beider Länder – Till Backhaus und Dietmar Woidke (beide SPD) – präsentierten sich vor Politik, Verbänden und Wirtschaft mit Erfolg. Der Charakter der Veranstaltung ließ es zu, daß sich ab einem gewissen Zeitpunkt die Aufmerksamkeit einem ganz anderen Rasen-Sport zuwandte, nämlich dem Fußball. Man erinnert sich – der 13. Juni 2006 wurde als zweiter WM-Auftakt betrachtet, weil jetzt endlich die brasilianische Mannschaft ins Geschehen eingriff. So versammelte sich die Reiterszene vor der Fernsehleinwand im Foyer der Landesvertretung, während die Hauptstädter und ihre internationalen Gäste das Spiel beim Public Viewing im Sony Center am Potsdamer Platz verfolgten. Jubel drang durch die Straßen von Berlin, die Abendsonne spiegelte sich rotgolden in den Glasfassaden der Bauten: vor dieser Kulisse stand immer noch das Pferd Lima, stolz und nervenstark. Dem Betrachter bot diese Szenerie eine Fülle an Eindrücken, ziemlich unwirklich – und ganz bestimmt unwiederholbar.