Text: Juliane Walter

Bilder: Heike Davideit, Julia Lamberty und Kimi Puhfahl

Ich erwache in der unteren Etage eines Doppelstockbettes. Draußen dämmert es, die Vögel geben ihr Konzert und die Hähne im Stall machen auf sich aufmerksam. Ansonsten Ruhe. Friedliche, kühle Ruhe.


Ich schleiche mich vorsichtig raus, damit meine Reitkollegen weiter schlafen können. Der Katze flüstere ich zu, dass sie von mir kein Futter bekommt. Ich lege mich auf eine Decke und lasse mein Pferd frei grasen.

Morgenstimmung

Ich liebe diese friedliche Morgenstimmung: lesen, Vögeln lauschen und die Geräusche des Grasens. Dann kommt Nicole, die Chefin vom Kayserhof, und versorgt ihre Pferde. Ihre Hündin Wanda folgt ihr oder geht eigene Wege. Nach und nach findet jeder einen Grund, vor dem Frühstück nach den Ponys zu schauen: Judith füllt Wasser auf, Silvia säubert den Paddock, Anke prüft die Zäune, Jutta stopft Heunetze…


Und dann treffen wir uns zu warmen Brötchen und Heißgetränken. Was passiert heute? Wann geht es los? Wohin?


Jeder Tag ist anders, jede Strecke neu. Die Reitgrüppchen verändern sich. Mal begleiten uns Hunde, mal nicht. Ein süßer kleiner Isi ist schon die ganze Woche dabei: in der ersten Hälfte mit einer Reitbeteiligung, in der zweiten mit seiner Besitzerin. Eine Reiterin kommt überhaupt erst in der zweiten Hälfte dazu. Zwei Reiterinnen nehmen jeweils etwas kürzere Routen. An einem Tag führt uns Nicole an, am nächsten Tag eine Reiterin aus dem Stall. Jeder Tag ist anders. Perfekte Bedingungen für Chaos, aber nichts passiert: alle sind tiefen-entspannt, gut gelaunt und zufrieden.


Wir reiten bei sommerlichen Temperaturen und meist ungetrübtem Sonnenschein auf federnden Waldpfaden, grünen Feldwegen, Grasstreifen zwischen Betonplatten oder führen kurze Passagen durch das Dorf.

In den Gräben kühlen sich die Hunde ab, am Berg trainieren die Pferde ihre Popos, im Wald tauschen wir uns über die Baumarten und essbare Kräuter aus und lassen die Ponys locker über umgefallene Baumstämme traben.

Immer wieder geben Gruppe, Landschaft und Wege sogar einen Gruppengalopp her. Die Reiter erzählen, lachen, atmen tief oder genießen still. Die Pferde wechseln je nach Bedarf ungezwungen die Positionen und schnauben ab. Man, ist das schön!


Zurück auf dem Kayserhof gibt es Kuchen, heißen Apfelstrudel, Eis…. und Entspannung.
Anke hat den Liegestuhl draußen im Schatten erobert. Ihre Hunde chillen neben ihr. Die Hühner halten Abstand. Jutta setzt sich zu den Pferden und liest ein Buch, Silvia legt auf einem der großen Sofas im Wintergarten die Beine hoch, Jule kühlt sich im Teich ab und Nicole und Judith planen das Jugendcamp für den Sommer. Was für ein Frieden! Hier ist die Welt in Ordnung für ein paar Tage.

Growing Karma

In der Wochenmitte haben die Pferde einen Erholungstag mit Spaß an den Trail-Hindernissen auf dem Reitplatz. Für die Menschen gibt es eine besondere Führung: Antje, die Chefin von Growing Karma in Schünow zeigt das Gelände sowie die Gewächshäuser der größten Tee Farm Deutschlands und erläutert das umfangreiche Konzept, z.B. wie nach Prinzipien der Permakultur langfristig auf die Gewächshäuser verzichtet werden soll. Grüner, schwarzer und weißer Tee aus Deutschland! Wir sind beeindruckt.


Das Abendessen ist warm, lecker und reichlich. Einmal gibt es sogar ein ganz exquisites Spargelgericht. Holla! Danach tingeln wir individuell noch einmal zu den Pferden. Ich liege wieder auf der Decke und lasse meinen Großen grasen. Als ich zurück komme, spielen einige „Mensch-ärgere-dich-nicht“, andere lesen oder erzählen Pferdegeschichten. Alle sehen zufrieden aus.


Ich gehe langsam die Treppe hoch, verschwinde in meinem Bett und schlafe tief und fest, bis die Dämmerung mich langsam wieder wach kitzelt.

Nein, es war kein Traum sondern ein traumhaft schöner Pferde-Urlaub. Die Paddocks werden abgebaut und aufgeräumt, die Pferde gehen zuverlässig auf die Hänger und wir alle fahren zufrieden, „satt“ und sonnengebräunt nach hause (z.T. bis zu 150 km weit).
Danke, für diesen tollen Sternritt!