Seminar „Verladen und Fahren“
Von Juliane Walter
Bilder von Kiki Gekeler und Mareike Jade
Die Reit- und Fahrgemeinschaft aus Emstal bei Kloster Lehnin hatte mich vor ca. einem halben Jahr angesprochen, ob ich nicht auch mal zu einem Verlade-Seminar zu ihnen kommen könnte. Pferde, die nicht in den Hänger gehen, können wohl schlecht zu mir kommen 😉
Also haben wir einen Termin (6.9.25) gefunden, eine Ausschreibung aufgesetzt und die Orga geregelt.
Ein Wochenend-Seminar
Da am Anhänger die Emotionen von Mensch und Pferd schnell mal hoch schießen, gibt es viele Unfallpotenzial. Daher begrenze ich die Teilnehmerzahl bei Verlade-Seminaren auf maximal 4 Pferde pro Tag. Binnen weniger Tage hatten sich bereits 6 Teilnehmer mit Pferd angemeldet, ein paar Wochen später sogar noch einmal 2 mehr. Was nun?
Aus dem Samstags-Seminar wurde ein Wochenend-Seminar.
Am Samstag haben wir mit allen Teilnehmern die Theorie besprochen, Trocken-Übungen für ein liebevolles aber klares Gefühl am Seil durchgeführt, geübt unsere Körperenergie hoch- und v.a. herunter zu fahren und einen kompletten Ein- und Auslade-Ablauf simuliert.

Die ersten vier Pferde prüften und verbesserten am Samstag Vormittag ihren Mut dem Menschen, der Ausrüstung und einigen kleinen Hindernissen gegenüber. Wir verbesserten das Verständnis für Hilfen am Seil, bewegten die Vor- und Hinterhand und konnten den Pferden schließlich auch die Angst vor der Rampe nehmen, sodass alle Vierbeiner vor der Mittagspause ruhig, mutig und konzentriert quer über die Rampe gehen konnten.
In der Mittagspause bewies die Reit- und Fahranlage Emstal wieder ihre Qualitäten als Gourmet-Imbiss. Kurz: für Essen und Trinken war gesorgt.
Der schönste Ort auf Erden
Die Pferde hatten alle in der Mittagspause ihre Erfahrungen vom Vormittag gut integriert und starteten am Nachmittag bereits mit viel mehr Mut und Interesse am Hänger, sodass wir nach kurzer Zeit die Pferde auffordern konnten, die Hänger von innen zu inspizieren.
Einigen Pferden fiel dies leichter, anderen schwerer. Ein Pony flüchtete in sich selbst, stand regungslos auf der Rampe und war nicht mehr ansprechbar. Hier mussten wir Lösungen finden, das Pony liebevoll zurück ins Hier und Jetzt zu holen. Andere Pferde meinten, dass Weg-Ziehen, Rückwärts-Ziehen oder Steigen eine Möglichkeit sei, der Anfrage zu entkommen. Möglicherweise haben sie dieses Verhalten früher bei anderen Aufgaben schon als erfolgreich erlebt und gefestigt. Aber das geht natürlich nicht. Das ist gefährlich! Also mussten wir auch diesen Pferden helfen, zu erkennen, dass solches Verhalten nicht (mehr) erfolgreich ist.
Je mehr die Pferde das verstanden hatten, desto einfacher fiel es ihnen, schließlich doch ein paar Schritte in den Hänger zu machen und festzustellen, dass dort eigentlich der schönste Ort auf Erden ist 😉
Am Sonntag durften die Pferde vom Samstag morgens vor Kursbeginn noch einmal kurz auf den Hänger gehen und dort eine gute Erfahrung machen. Und hier zeigte sich richtig deutlich, was die Konsequenz und ein guter Zeitpunkt für das Ende am Samstag sowie die Nacht-Pause an Fortschritt bringen: alle Pferde gingen ohne viel Diskussion innerhalb weniger Minuten auf den Hänger.
Ich war glücklich! Nur selten sehe ich den Erfolg des Kurses selbst so deutlich, weil ich ja oft nach einem Tag bereits wieder weg bin.
Das sollen die Teilnehmer nun regelmäßig zuhause weiter üben, damit die Pferde bald ganz ohne Zögern und am besten schlussendlich auch ohne Aufforderung in den Anhänger gehen.
Am Sonntag folgten nun die anderen vier Pferde. Die Pferdemenschen hatten bereits am Samstag ganz viel in der Theorie gelernt und die ganzen Abläufe beobachtet.
Nun kam die praktische Umsetzung: Der Vormittag war wieder voller Vorübungen bis auch der kleine, skeptische Araber schließlich mutig über die Rampe gehen konnte. Am Nachmittag forderten wir die Pferde wieder auf, sich den Hänger von innen anzuschauen. Auch hier mussten wir ein Pferd davon überzeugen, dass Rückwärts-Ziehen keine Option ist.
Schlussendlich waren tatsächlich alle Pferde auf dem Hänger und fanden dort etwas leckeres.
Alle Pferdemenschen haben viel über den Einfluss ihrer Einstellung, über die Energie in ihrem Körper, über Sicherheits-Tricks und über Timing gelernt.
Nun müssen sie ihre Hausaufgaben machen und die ersten Rückmeldungen haben mich bereits erreicht: „Jule und Pauline sind fleißig, immer drinnen gefressen im Hänger“(Mareike). „Ich war total geflasht, als ich am Mittwoch nach dem Wochenende das 1. Mal zum offenen Hänger ging, der ja nun draußen auf unebenen Boden (die Klappe gab etwas nach), neben leckerem Gras und mit all der Ablenkung drum herum stand und mein Schwarzer beim 3. Anlauf eben einfach rein marschierte und entspannt drinnen blieb!!!!“ (Claudia)
Das macht mich glücklich! Keine Unfälle und Menschen sowie Pferde haben ihre Einstellung zum Anhänger verändert und bleiben dran! Soooooooooooooo schön! Genau dafür mach ich das 🙂
Wenn Du das hier liest, Dein Pferdchen noch keine gute Einstellung zum Anhänger hat und Du das ändern möchtest, dann melde Dich bei mir. Bestimmt können wir ein Seminar bei Dir auf die Beine stellen.
Juliane Walter