Flämingfahrt
Von Nina Binder
Herbststimmung zu Pferde zwischen Burgen, Schluchten und Findlingen
Der Naturpark Hoher Fläming bietet ein Reit- und Fahrwegenetz für eine mehrtägige Tour durch die älteste Landschaft Brandenburgs
Sabine Schwalm, VFD Landesvorsitzende aus Hessen, wollte mit ihren beiden Haflingern zum Sommerabschluss noch einmal eine entspannte Tour durch unverbaute Landschaften unternehmen.
So kam sie mit ihrer Stute Ally McBeal und dem Haflinger-Wallach Sauron in der letzten Septemberwoche in den Naturpark Hoher Fläming in Brandenburg. Die Stute spannt Sabine vor einen Trainingswagen, während der Wallach an der Hand oder als Reitpferd mitkommt.
Die Aussicht auf einen Wochenritt
Wenn Sabine so auf Tour ist, braucht sie in der Regel einen Beifahrer zum Ausbalancieren der Kutsche und einen Reiter für den 14-jährigen Sohn ihrer Stute. Die Aussicht auf einen Wochenritt durch herrliche Rummel und Mischwälder überzeugte Nina Binder, langjährige VFD-Kollegin und Weggefährtin von Sabine Schwalm.
Ausgangspunkt der Tour war der landwirtschaftliche Hof von Thomas Haseloff in Brück, ehemals Austragungsort des berühmten Treffens der Kaltblüter, bei den Titanen der Rennbahn.
Als routinierte Pferdefrau kann Sabine natürlich ihre beiden Haflinger verladen und mit der Kutsche auf dem Pick-up an ihr Reiseziel fahren.
Dort trafen wir uns mit Sabrina Wagner, die während der ersten fünf Tage Sabines Beifahrerin auf der Kutsche sein sollte. Für Nina war das Zuschauen beim Einspannen der Stute ein interessantes Lehrstück. Hier sitzt jeder Handgriff, das Material ist optimal vorbereitet.
Auch der Wallach wurde gesattelt, und so startete man in die erste Tagesstrecke entlang der Plane über den kleinen Ort Schlalach durch die Spargelfelder bis nach Jeserig. Die Fahrerin hatte ausführliche Recherche nach Wanderreitstationen betrieben, und so konnten die Tagesetappen je nach Wetterlage verlängert oder verkürzt werden.
Naturpark Hoher Fläming
15 Jahre nach Eröffnung der Wanderreitroute durch den Naturpark Hoher Fläming ist tatsächlich kaum etwas noch so, wie es früher war. 2007 hat die VFD die Einweihung der Reitrroute im Zeichen des Spechts begleitet.
Mittlerweile gibt es viele Pferdehöfe und Reitwege nicht mehr, es galt im Vorfeld eine neue Tour zusammenzustellen. Auch wenn Brandenburg als flaches Land gilt, so gibt es doch einige Erhebungen, die für die Pferde mitunter anstrengend sein können. Die Höhenmeter muss man bei der Kilometerleistung mit berücksichtigen. Die Pferde laufen artig und entspannt auf Feldwegen, Sandwegen und Asphalt durch die abwechslungsreiche Landschaft in der frühherbstlichen märkischen Sandbüchse.
Erlebnisse als Fahrerin oder Reiterin
Abends tauschen sich die drei Teilnehmerinnen über weitere Erlebnisse als Fahrerin oder Reiterin aus. Der Umgang mit einander und den Pferden ist vom VFD-Spirit geprägt. Nächste Station ist Medewitzerhütten darauffolgend das Gestüt Buckautal. Überall wird das Trio mit zwei Pferden herzlich empfangen und die Tiere liebevoll versorgt. Nach einem Pausentag erreichen wir den Hof Arensnest, wo eine ökologische Genossenschaft einen alten Bauernhof zu einem Lebensort umgestaltet. Sabine hatte für die Tour vom gemütlichen Landhaus über edle Hotels auch ländliche Pensionen zum Übernachten ausgesucht, so dass die Reise sehr vielfältige Reize bot.
Die Routenführung erfolgte ganz old school per Landkarte, nachdem die erfahrene Teilnehmerin an Orientierungsritten und Fahrten die Strecke zuvor digital geplant hatte.
Ein Tagespensum von 20 km
Bei einem Tagespensum von 20 km kann die Strecke flexibel angepasst werden, um die Niederschläge auszusparen. Ein Tag im Regen auf dem Kutschbock ist noch weitaus unangenehmer als mit Regenmantel im Sattel. Unterwegs waren wir praktisch alleine in der Landschaft, während die Unterkünfte voller Wanderer und Ausflügler waren. Die Naturerfahrung dieser besonderen Gegend, deren Topographie vor 150.000 Jahren von Gletschern geformt wurde, wird von vielen Inländern und weit Reisenden, die per Fahrrad unterwegs sind, sehr geschätzt.
Die Pferde kamen gesund und fit ins Ziel, so dass Sabine wie geplant nach neun Tagen zurück nach Hause fahren konnte.
Seinen Namen verdankt der Fläming den Flamen, die dort auf Ruf deutscher Fürsten ab dem 12. Jahrhundert siedelten. Noch heute gehört der Hohe Fläming zu den dünn besiedelsten Gegenden Deutschlands und ist deshalb ein Paradies für Stillesucher.