11. Naturparkritt Nuthe-Nieplitz und Hoher Fläming
Von Jutta Schroer
Dienstag, 9.Juli 2013 – Ankunft der Wanderreiter Burg Rabenstein
Man konnte es Roß und Reiter ansehen, daß die gut vierzig Kilometer im anstrengenden Gelände bei glühender Hitze sie geschlaucht haben.
Die Pferde konnten ihre Nasen gleich ins tiefe, saftige Grün tauchen; die Reiter hingegen mußten ihre Erschöpfung überwinden und als erstes die Paddocks aufbauen. Dann sattelten sie die Pferde ab, schleppten Wasser zum Durstlöschen und zum Abwaschen der Tiere heran. Manche auch in anderer Reihenfolge, je nachdem.
Nur gut, daß sie nicht alle aufeinmal, sondern in kleinen Trupps ankamen, damit das Gedränge am Wasserwagen nicht zu groß wurde; denn die Stimmung war anfangs etwas gereizt.
Alle Reiter kamen wohlbehalten an. Nur ein Pferd mußte wegen Gurtdrucks nach Hause gebracht werden und eines ging klamm, das wurde hierher gefahren und der erfahrene Christian nahm ihm vorsichtig das Eisen ab. Er vermutete, daß der Schmied zu hoch genagelt hatte.
Die zuverlässigen Trosser, ohne die ein solch komfortabler Ritt nicht möglich wäre, hatten alles Gepäck schon ordentlich bereitgelegt, sodaß jeder seinen Paddock rasch aufbauen konnte. Auch das Tipi für die Sättel etc. stand alsbald.
Ich machte mich dann mit dem Vorsatz auf den Heimweg, am Mittwoch, 10. 07., dem Ruhetag, wiederzukommen und auch mein Zelt mitzubringen, um einen Abend und einen Morgen im Reiterlager zu verbringen.
Ruhetag im Reiterlager
Als ich gegen Mittag ankam, es war warm, aber nicht mehr so unbarmherzig heiß wie tags zuvor, war das Lager ziemlich entvölkert. Die meisten Rosse dösten vor sich hin. Eine Handvoll der Ritt-Teilnehmer kam mir aus dem Wald entgegen, gemächlich und ohne Sattel, einige führten ihre Pferde etwas spazieren. Der Rest war bei der Vorführung des Falkners, die sehr spannend und informativ gewesen sein soll, wie mir Bernd erzählte.
Er war sofort bereit, mir beim Aufbau meines Zeltes zu helfen und hatte sogar einen Hammer, um die Heringe in den harten Boden schlagen zu können. Nachdem mein Nachtlager also gesichert und vorbereitet war, gingen wir in die Burg, um uns ein kühles Bier zu genehmigen. Danach bekamen die VFD-Teilnehmer eine Extra-Führung mit kompletter Burggeschichte, die im Hochmittelalter begann.
Nach dem guten und reichlichen Abendessen wurden die Pferde zur Nacht versorgt und die einzelnen Grüppchen zogen sich zurück. Ich begab mich zur mir wohlbekannten „Bar zum letzten Hänger“, um den Tag genüßlich und gemütlich ausklingen zu lassen.
Der Donnerstagmorgen, 11. 07. 2013
Nach erstaunlich gut verbrachter Nacht – ich meine, so auf hartem Boden hab‘ ich zuletzt vor ca. zwanzig Jahren geschlafen – aber die Absacker von Andreas haben mir sicherlich zu gutem Schlaf verholfen, hörte ich, wie das Lager sich regte. Diese Geräusche von zufrieden kauenden Pferden, hier und da ein Gewieher oder ein Rufen sind Musik in meinen Ohren. Ich öffnete mein Zelt, um hinaus zu kriechen. Das war ein Fehler, denn meine Chérie sauste mit der Geschwindigkeit einer Kanonenkugel an mir vorbei und inspizierte das Lager auf ihre Weise. Meine halbherzigen Rufe nahm sie gar nicht für voll; und ich mußte mir sagen lassen, ich solle es mal mit einer Hundeschule versuchen.
Aber wer sollte auch wissen, daß ich sie jeden Morgen zur Tür rauslasse, und sie dann machen kann, was immer sie machen möchte. Wir wissen nämlich beide, daß sie nach einer ersten Inspektionsrunde zurückkommt und sich vor die Tür legt.
Ich habe also einfach angefangen, mein Zelt abzubauen; und dann kam sie auch schon zurück. Jeder den sie genervt hat, mit ihrer beharrlichen Art, um Streicheleinheiten zu bitten, möge mir verzeihen. Damit kein Unmut aufkommt, verbannte ich sie für den Rest des Morgens in den Kofferraum.
Inzwischen waren die Pferde und ich allein auf der Weide. Alle hatten sich längst zum Frühstück in der Burg versammelt und sich schon ihre Lunchpakete fertiggemacht. Denn am heutigen Tag sollte der Ritt nach Schlachming führen, und bis zum Abend war Selbstversorgung angesagt.
Mein Auto mit Chérie im Kofferraum hatte ich schon auf den Burgparkplatz gefahren und wartete mit meiner Kamera auf die Reiter und das Pony-Gespann, das von Maren gefahren wurde. Bernd hatte sein Fahrrad gegen den Beifahrersitz auf dem Gespann vertauscht.
Ein schönes Bild gaben diese diszipliniert aufmarschierten Pferde und Reiter vor der Kulisse der Burg Rabenstein. Vom Landratsamt war eigens ein Angestellter der Touristik-Abteilung gekommen, der uns mit warmen Worten begrüßte und versicherte, man freue sich, daß wir den Fläming besucht hätten.
„Unterwegs zu Pferd im Naturpark“ und „Wir setzen Sie aufs Pferd“ ist der Flyer betitelt, wovon er einen ganzen Karton für uns mitgebracht hatte.
Leute, wer hätte so etwas vor 20 Jahren auch nur zu träumen gewagt?